Deine Mutter ist ein Schaf..
na zumindest fühlt sie sich momentan
morgens so, nach einer anstrengenden Nacht.
Vorweg: Ich habe momentan eine
wundervolle Mittagspause! Pünktlich nach dem Mittagessen macht das
Mimi ihre Augen zu und schläft mindestens 2 Stunden.
In denen ich dann duschen und putzen
kann, oder auf dem Sofa meinen Roman lesen darf. Herrlich. Endlich
richtig Zeit für mich und meine Fingernägel, für ein leckeres
Mittagessen, das ich alleine in Ruhe essen darf, oder was ich sonst
gerade machen möchte.
Nach den zwei Stunden höre ich meist
ein Brabbeln im Kinderzimmer.
„Da, da da!“
„Pffrrrrrr“
„Ma, ma, ma, ba, ba!“
Dann weiß ich: Mittagspause vorbei,
weiter an die Arbeit. Aber mit gut gelauntem und ausgeschlafenem Baby
macht das auch wieder richtig Spaß. Dann gibt es etwas Obst oder
einen Snack und wir spielen oder gucken Bilderbücher an.
Aber irgendwann – und das, wie man
weiß, jeden Tag – kommt der Abend.
Um 19:30 gibt es das letzte Fläschchen
vor der Nacht und dann legen wir beide uns in ihr Gitterbettchen. Ja,
wir beide. Als Mutter geht man ja dann doch irgendwann den Weg des
geringsten Widerstandes und macht das was das Würmchen will. Nachdem
ich ihr abgewöhnt hatte, nur an der Brust einzuschlafen, und wir
einige Tage mit absoluter, akuter und plötzlicher Müdigkeit
überbrückt haben, musste was neues her. Denn da kamen dann die Tage
ohne Müdigkeit.
Kurz vor Acht, schnappe ich sie und wir
gehen in ihr dunkles Zimmer. Erst probiere ich sie auf dem Arm zu
schaukeln und ihr was vorzusingen. Nach ein paar Liedern gehen mir
die Ideen aus und wir zählen die Autos, die vorbeifahren. Dann
setzen wir uns hin weil sie mir zu schwer wird. Dann wuselt sie und
möchte gerne runter. Also legen wir uns beide in ihr Bett.
Ja, irgendwann wollte ich auch mal den
Hersteller nach der Höchstbelastungsgrenze fragen, aber das fällt
mir auch nur ein, wenn ich mit angezogenen Beinen unter der winzigen
Decke liege. Jedenfalls scheint das momentan die richtige Lösung zu
sein, denn nach ein paar Minuten wird der kleine Körper ruhig, das
Köpfchen kuschelt sich in meine Armbeuge und die Atemzüge werden
langsamer. Der Schlaf ist da!
Langsam rolle ich mich auseinander und
klettere über die Gitter und schleiche hinaus.
Feierabend! Jetzt TV, DVD oder PC oder
schlafen.
Bis um 11. Wenn ich gerade im Bett
liege und am Einschlafen bin, geht nebenan die Sirene los.
„So bin wach, jetzt will ich was
machen!“
Nachdem ich die ersten Nächte frierend
im Nachthemd durch Kinderzimmer gelaufen bin, oder mich bei ihr
wieder ins Bett gelegt hatte, hole ich sie jetzt gleich zu mir. Denn
nachts ist sie ein Mama-Kind.
Papa macht das Fläschchen fertig, denn
momentan hat sie auch großen Hunger nachts. Auf diese Weise schläft
sie dann auch schnell wieder ein. Was nicht klappt: Licht an lassen,
Brust geben, Nunni geben, herumlaufen, nett Bitte sagen, sich unter
der Decke verstecken, verzweifeln. Ein Baby ist wie Windows. Wenn
irgendwas nicht mehr wie gewohnt funktioniert, muss man so lange
probieren und überlegen, bis man etwas gefunden hat. Ein neues
Programm, was alles wieder zum Laufen kriegt, z.B. Unser Programm
heißt momentan „Mitternachtsfläschchen“. Klappt super.
Bis um 5.
Dann wird Mimi ziemlich wach und
ungehalten. Und unzufrieden. In den nächsten drei Stunden kämpfen
wir regelrecht um den Schlaf. Ich werde getreten, gebissen und
angeschrien. Die Brust muss her, dann aber wieder nicht. Erst recht
nicht der Nunni. Dann möchte sie auf meinem Bauch liegen. Dann aber
nicht. Schläft wieder ein. Wacht auf, gräbt nach Brüsten, tritt
mich in den Bauch – mit voller Blase besonders angenehm. Dann wird
der Papa geweckt, an den Haaren gezogen, in der Nase gebohrt und ins
Gesicht geklatscht. Das Fläschchen mit Tee ist auch doof. Das liegt
dann im Bett und ich anschließend auf einem nassen Fleck.
Noch mal kurz kuscheln kommen bei Mama
und eine halbe Stunde schlafen. Dann geht alles von vorne los. Je
diffuser das Morgenlicht wird, desto mehr kann gewuselt werden, denn
irgendwann entdeckt sie die Dinge auf der Ablage über dem Bett.
Handcreme, Taschentücher, Nunni, Fläschchen mit Tee (noch ein
nasser Fleck), Handy und Buch. Vor allem ein Hardcover gebundenes
Buch tut weh, wenn es einem auf den Kopf fällt. Besonders im Schlaf.
Baby geschnappt und unter die Decke
gesteckt. Die jetzt eisigen Finger krallen sich in meinen Bauchspeck.
Ein Tritt und ein paar Strampler später, schlafen wir alle wieder.
Ein Windelpo mit intensivem Duft in
meinem Gesicht ist dann das Zeichen zum ganz wach werden. Jetzt ist
sie soweit wach, dass sie Kletterversuche über meinen Kopf startet
um an meine Nachtschranklampe zu kommen. Einmal, zweimal, dreimal
schiebe ich den Müffelhintern weg um mich noch eine Minute
einzukuscheln. Doch vergebens. Hartnäckig drückt sich das Kind
gegen meinen Kopf. Der Tritt auf meine Haare ist dann das Zeichen
aufzustehen.
Verpennt, verquollen und verpeilt,
angele ich irgendwelche Klamotten, ziehe mich an und schnappe das
quietschende Kind. Quietschend vor Freude. Denn Mama ist jetzt wach
und es geht los!
Die ersten Faxen werden gleich im
Spiegel gemacht, an dem wir vorbei gehen. Dann stelle ich sie in ihr
Gitterbett um zum Anziehen und Wickeln alles vorzubereiten. Sie
beobachtet alles, lacht und tanzt und wippt mit dem Hintern auf und
ab.
Im Großen und Ganzen kann man das
aktuelle Verhalten mal wieder auf einen Entwicklungssprung
zurückführen. Eine Zeit, wo das liebe Baby eine grässliche
Angewohnheit entwickelt und seine Eltern auf die Palme bringt. Wobei
wir noch gut dran sind, denn bei uns sind ja nur die Nächte
grässlich. Andere Leute klagen über klammernde Kinder, die
niemanden außer der Mutter in ihrer Nähe akzeptieren. Oder einen
Schlaf, der nicht mehr länger als zwei Stunden andauert. Nach ein
paar Wochen soll das ganze wieder vorbei sein. Inzwischen ist eben
der schwarze Tee mein bester Freund und Helfer in der Not.
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