Dienstag, 2. Dezember 2014

Schlaf, Kindlein, schlaf


Deine Mutter ist ein Schaf..
na zumindest fühlt sie sich momentan morgens so, nach einer anstrengenden Nacht.

Vorweg: Ich habe momentan eine wundervolle Mittagspause! Pünktlich nach dem Mittagessen macht das Mimi ihre Augen zu und schläft mindestens 2 Stunden.
In denen ich dann duschen und putzen kann, oder auf dem Sofa meinen Roman lesen darf. Herrlich. Endlich richtig Zeit für mich und meine Fingernägel, für ein leckeres Mittagessen, das ich alleine in Ruhe essen darf, oder was ich sonst gerade machen möchte.
Nach den zwei Stunden höre ich meist ein Brabbeln im Kinderzimmer.
„Da, da da!“
„Pffrrrrrr“
„Ma, ma, ma, ba, ba!“
Dann weiß ich: Mittagspause vorbei, weiter an die Arbeit. Aber mit gut gelauntem und ausgeschlafenem Baby macht das auch wieder richtig Spaß. Dann gibt es etwas Obst oder einen Snack und wir spielen oder gucken Bilderbücher an.

Aber irgendwann – und das, wie man weiß, jeden Tag – kommt der Abend.
Um 19:30 gibt es das letzte Fläschchen vor der Nacht und dann legen wir beide uns in ihr Gitterbettchen. Ja, wir beide. Als Mutter geht man ja dann doch irgendwann den Weg des geringsten Widerstandes und macht das was das Würmchen will. Nachdem ich ihr abgewöhnt hatte, nur an der Brust einzuschlafen, und wir einige Tage mit absoluter, akuter und plötzlicher Müdigkeit überbrückt haben, musste was neues her. Denn da kamen dann die Tage ohne Müdigkeit.
Kurz vor Acht, schnappe ich sie und wir gehen in ihr dunkles Zimmer. Erst probiere ich sie auf dem Arm zu schaukeln und ihr was vorzusingen. Nach ein paar Liedern gehen mir die Ideen aus und wir zählen die Autos, die vorbeifahren. Dann setzen wir uns hin weil sie mir zu schwer wird. Dann wuselt sie und möchte gerne runter. Also legen wir uns beide in ihr Bett.
Ja, irgendwann wollte ich auch mal den Hersteller nach der Höchstbelastungsgrenze fragen, aber das fällt mir auch nur ein, wenn ich mit angezogenen Beinen unter der winzigen Decke liege. Jedenfalls scheint das momentan die richtige Lösung zu sein, denn nach ein paar Minuten wird der kleine Körper ruhig, das Köpfchen kuschelt sich in meine Armbeuge und die Atemzüge werden langsamer. Der Schlaf ist da!
Langsam rolle ich mich auseinander und klettere über die Gitter und schleiche hinaus.
Feierabend! Jetzt TV, DVD oder PC oder schlafen.
Bis um 11. Wenn ich gerade im Bett liege und am Einschlafen bin, geht nebenan die Sirene los.
„So bin wach, jetzt will ich was machen!“
Nachdem ich die ersten Nächte frierend im Nachthemd durch Kinderzimmer gelaufen bin, oder mich bei ihr wieder ins Bett gelegt hatte, hole ich sie jetzt gleich zu mir. Denn nachts ist sie ein Mama-Kind.
Papa macht das Fläschchen fertig, denn momentan hat sie auch großen Hunger nachts. Auf diese Weise schläft sie dann auch schnell wieder ein. Was nicht klappt: Licht an lassen, Brust geben, Nunni geben, herumlaufen, nett Bitte sagen, sich unter der Decke verstecken, verzweifeln. Ein Baby ist wie Windows. Wenn irgendwas nicht mehr wie gewohnt funktioniert, muss man so lange probieren und überlegen, bis man etwas gefunden hat. Ein neues Programm, was alles wieder zum Laufen kriegt, z.B. Unser Programm heißt momentan „Mitternachtsfläschchen“. Klappt super.

Bis um 5.
Dann wird Mimi ziemlich wach und ungehalten. Und unzufrieden. In den nächsten drei Stunden kämpfen wir regelrecht um den Schlaf. Ich werde getreten, gebissen und angeschrien. Die Brust muss her, dann aber wieder nicht. Erst recht nicht der Nunni. Dann möchte sie auf meinem Bauch liegen. Dann aber nicht. Schläft wieder ein. Wacht auf, gräbt nach Brüsten, tritt mich in den Bauch – mit voller Blase besonders angenehm. Dann wird der Papa geweckt, an den Haaren gezogen, in der Nase gebohrt und ins Gesicht geklatscht. Das Fläschchen mit Tee ist auch doof. Das liegt dann im Bett und ich anschließend auf einem nassen Fleck.
Noch mal kurz kuscheln kommen bei Mama und eine halbe Stunde schlafen. Dann geht alles von vorne los. Je diffuser das Morgenlicht wird, desto mehr kann gewuselt werden, denn irgendwann entdeckt sie die Dinge auf der Ablage über dem Bett. Handcreme, Taschentücher, Nunni, Fläschchen mit Tee (noch ein nasser Fleck), Handy und Buch. Vor allem ein Hardcover gebundenes Buch tut weh, wenn es einem auf den Kopf fällt. Besonders im Schlaf.
Baby geschnappt und unter die Decke gesteckt. Die jetzt eisigen Finger krallen sich in meinen Bauchspeck. Ein Tritt und ein paar Strampler später, schlafen wir alle wieder.
Ein Windelpo mit intensivem Duft in meinem Gesicht ist dann das Zeichen zum ganz wach werden. Jetzt ist sie soweit wach, dass sie Kletterversuche über meinen Kopf startet um an meine Nachtschranklampe zu kommen. Einmal, zweimal, dreimal schiebe ich den Müffelhintern weg um mich noch eine Minute einzukuscheln. Doch vergebens. Hartnäckig drückt sich das Kind gegen meinen Kopf. Der Tritt auf meine Haare ist dann das Zeichen aufzustehen.
Verpennt, verquollen und verpeilt, angele ich irgendwelche Klamotten, ziehe mich an und schnappe das quietschende Kind. Quietschend vor Freude. Denn Mama ist jetzt wach und es geht los!
Die ersten Faxen werden gleich im Spiegel gemacht, an dem wir vorbei gehen. Dann stelle ich sie in ihr Gitterbett um zum Anziehen und Wickeln alles vorzubereiten. Sie beobachtet alles, lacht und tanzt und wippt mit dem Hintern auf und ab.

Im Großen und Ganzen kann man das aktuelle Verhalten mal wieder auf einen Entwicklungssprung zurückführen. Eine Zeit, wo das liebe Baby eine grässliche Angewohnheit entwickelt und seine Eltern auf die Palme bringt. Wobei wir noch gut dran sind, denn bei uns sind ja nur die Nächte grässlich. Andere Leute klagen über klammernde Kinder, die niemanden außer der Mutter in ihrer Nähe akzeptieren. Oder einen Schlaf, der nicht mehr länger als zwei Stunden andauert. Nach ein paar Wochen soll das ganze wieder vorbei sein. Inzwischen ist eben der schwarze Tee mein bester Freund und Helfer in der Not.

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