Sonntag, 7. Dezember 2014

O du fröhliche Menschenmenge



Sonntag, 2. Advent. Und wie der Titel schon vermuten lässt, waren wir heute auf dem Weihnachtsmarkt. Jaajaa, ich weiß auch, dass man als Einheimischer den weltbekannten und berühmten Weihnachtsmarkt in unserer kleinen Stadt an solchen Adventssonntagen meidet. Warum? Ganz einfach: Wir befinden uns erst einmal im Harz. Der Harz wird im Sommer wie im Winter von Touristen gerne überrannt, weil er Berge und Bäume hat und gerade im Winter zwischen den Bäumen auf den Bergen noch die Abfahrten sind, die man mit Ski und Co hinunter brettern kann. Wir haben jetzt im Dezember zwar noch keinen Schnee, aber trotzdem Unmengen von Touristen.
Zum Zweiten wohnen wir in einer Stadt mit historischem Hintergrund und Untergrund und Fachwerk-Runderum-Grund.
Und zum Letzten bauten die Marketingmenschen den Harzwald eines Tages auch noch in der Innenstadt auf, beleuchteten und beglühweinten ihn und nannten ihn Weihnachtswald.
Gerade letzterer ist der Grund für Millionen von Menschen, alljährlich im Dezember an den Wochenenden in unser kleines Städtchen zu schwärmen.

Heute schien die Sonne und es war mit ca 6°C sogar recht angenehm – also nicht bitterlich kalt. Und da unsere Mimi eine leichte Erkältung hatte, beschlossen wir, einen Spaziergang zu machen. Denn frische Luft tut da ja gut.
Unterwegs fragte mein Mann: „Wollen wir zum Weihnachtsmarkt, einen Kakao trinken?“
Ich dachte: 'Menschenmengen, Gedränge, Geschubse, Kinderwagen, Stress... Kakao'
Und sagte: „Klar, gerne!“
Je weiter wir in die Innenstadt eindrangen, desto mehr Menschen liefen herum. Und dann kamen wir an. Mimi freute sich, wippte in der Karre auf und nieder, denn überall waren Lichter und Tannen und Menschen und Hunde und so viele andere tolle Dinge!
Wir schoben uns hinein. Ich könnte euch jetzt so tolle Beispiele nennen, wie zB. drei Samenzellen, die unter hunderttausend weiteren eine Eizelle umlagern, oder irgendwas mit Ameisen. Aber stellt euch einfach einen Weihnachtsmarkt am Adventssonntag vor. Und uns drei mit Kinderwagen.
Mimi sah viele Ärsche und war trotzdem noch erfreut. Als wir am Mittelpunkt ankamen und kurz Rast machten um Luft zu schnappen und mein Mann die umgebenden Buden nach Kakao und Kaffee absuchte, änderte sich die Physik des Schwarmes, denn auf einmal war Mimi der Mittelpunkt des Interesses.
„Oh, guck mal, die Kleine!“
„Oh, wie süß!“
„Oh, schau mal!“
...Oh du fröhliche...da kam der Mann von der Kakaojagt wieder, aber erfolglos. Kakao ja, Kaffee nein. Wir suchten weiter.
50m und 500 Ärsche weiter lichtete sich für Mimi wieder die Welt. Wir parkten in einer Tanne und warteten auf den Papa, der Kakao und Kaffee kaufen ging. Die Tanne war toll. Die konnte man titschen und sie bewegte sich. Ein paar Minuten später, war die andere Seite toll. Dann die Leute die vorbei liefen. Aber nach etwa 15 Minuten hatte ich Mimi auf dem Arm und wir hofften, dass sich der Papa nicht verlaufen hatte.
Aber er kam auch wieder. Es dauerte nur. Mimi naschte Sahne und bekam Reiskekse und war wieder zufrieden. Wir wärmten unsere Hände an den warmen Tassen und unsere kalten Bäuche mit warmen Kakao. Mmmmh!
Während ich nun gerne den Heimweg antreten wollte, wollte mein Mann noch eine Brezel. Also schoben wir uns einmal wieder durch einen Engpass. Mimi hatte die Schnauze voll von Ärschen und wollte bei Papa auf den Arm. Von Oben sah sie zwar auch Ärsche, aber nicht mehr nur Hintern. Die allgemeine Meinung um mich, kinderwagenschiebende Mutti, war: „Warum zum Geier geht die mit Kinderwagen auf den Weihnachtsmarkt?“
Was jedoch mit mehr oder weniger lustigen Sprüchen kundgetan wurde.
„Haha! Wenn sie erst laufen, wird es nicht mehr so schlimm!“
'Haha! Ja, weil ich dann vermutlich nur noch drauf achten muss, dass keiner auf mein Kind tritt!'
„Hat sie wohl nicht gehört!“
Ich sah den Mann an und lächelte. Immer lächeln!

Wir kamen dann auch an, da wo es die Brezeln gab. Mein Mann hatte mehr Spaß als ich, denn er erntete die bewundernden und neidvollen Blicke der Menschen, denen ich kurz darauf in die Hacken fuhr.
Es gab dann Käsebrezel für alle und danach hatte auch Mimi genug vom Ausflug. Es war schön, aber auch irgendwann einfach zu viel. Wir schoben nach Hause und nahmen ein heißes Bad. Danach war die Welt wieder schön! Der Papa hatte inzwischen die Lichter am Weihnachtsbaum angeschaltet und alles war warm und gemütlich.
Mmmmh, Weihnachten!

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