Dienstag, 14. März 2017

Von kranken Kindern und der Suche nach dem Doktor



„Hallo! Ich bin der Dokor, ich bin hier um zu helfen!“ ein schönes Zitat meiner Lieblingsserie. Aber wie weit entspricht dieser kleine Satz der Realität?

Letzte Woche habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, wie einen Doktor, der diesen Satz zu mir sagt und dann meine Tochter ansieht.
Dienstag holten wir sie vom Kindergarten ab und merkten schon, dass das übliche „ich will nicht nach Hause“ diesmal doch etwas stärker ausgeprägt ist, denn der Papa musste sie sich irgenwann über die Schulter werfen und zum Auto schleppen. Absolut akute Verweigerung von allem war angesagt. Im Auto weinte sie noch ein paar Minuten, dann schlief sie ein.
Nach dem Abendessen stellte ich dann fest, dass sie fieberte.
„Schöner Mist!“ dachte ich mir, denn wenn das Fieber bis zum Morgen nicht wegging mussten wir einen Besuch zum Kindergeburtstag absagen.
Morgens hatte sie noch immer Fieber und bekam noch einmal Medizin, woraufhin das Fieber wieder runter ging. Aber nachdem sie mittags einen schönen langen Mittagsschlaf gehalten hatte war es wieder da. 40° und Kind war am Husten.
Auch am nächsten Tag fieberte sie weiter mit 39 und 40° und wir beschlossen Freitag zum Arzt zu gehen, falls das Fieber auch am nächsten Tag nicht weg wäre.
Praktischerweise war natürlich unsere Kinderärztin im Urlaub. Und da die vier anderen Kinderärzte hier in der Gegend somit vertretungsweise total überlaufen sind, telefonierte ich herum um mal zu fragen ob einer unserer Hausärzte nicht Kleinkinder ab 3 Jahren behandeln würde. Es wäre ja nur eine Erkältungskrankheit, kein Mumps-Röteln-Windpockenkram. Aber Praxis 1 sagte nein, nur in absoluten Notfällen und auch nur dann seeeehr ungern. Und Praxis 2 verneinte auch, erst ab 6 Jahren.
„Na,“ dachte ich, „Dann muss ich eben morgen doch alle Kinderärzte abtelefonieren.“

Und natürlich, das Fieber blieb weiterhin, stieg sogar noch auf 40,8° und war auch Freitag Morgen noch immer am wüten.
Somit fing ich dann ab 8:30 an zu telefonieren. Die Nacht war furchtbar und Papa und Fieberkind schliefen irgendwann zusammen auf der Wohnzimmercouch um mich und Baby nicht weiter zu stören. Denn in ihrem Wahn wollte sie ab halb 1 zuerst bei uns im Bett kuscheln. Dann aber wieder ins eigene Bett. Dann stand sie wieder auf und wollte im Wohnzimmer fernsehen. Dann stand sie etwas später nackt mit Zahnpasta und Zahnbürste bei uns im Schlafzimmer und wollte Zähne putzen. Noch etwas später kletterte sie auf ihre Spielzeugkisten und kam im Dunkeln nicht mehr runter. Und ab 3 kuschelte sie endlich in Ruhe mit Papa auf dem Sofa.
Wie zu erwarten war unsere Kinderärztin im Urlaub.
Vertretungsärztin 1 war aber Freitags gar nicht da, weil da der freie Tag der Praxis ist.
Vertretungsärztin 2 war aber auch im Urlaub! Ha, wer hätte das jetzt gedacht.
Vertretungsarzt 3 war da, aber die Sprechstundenhilfe sagte, das Wartezimmer sei so überfüllt, wir müssten wohl eine lange Zeit warten. Einen festen Termin könne sie mir nicht geben.
Nur wollte ich mit einem Kind von 3 Jahren und 40° Körpertemperatur nicht stundenlang auf Plastikstühlen sitzen.
Ich hörte von einer Allgemeinärztin hier im Ort, die auch Kleinkinder und Babys behandeln würde. Also rief ich da an und sagte, langsam verzweifelt, dass ich einen Arzt suche, der sich mal meine Dreijährige ansieht, die seit drei Tagen hohes Fieber hat.
Ob sie denn Patientin dort sei.
„Nein, wir sind sonst beim Kinderarzt, aber die sind alle voll oder im Urlaub.“
„Ja, wir nehmen aber leider keine neuen Patienten mehr auf.“
Schön! Schöne Scheiße!
Ein Kinderarzt blieb noch über, aber da dieser keine Vertretungen machte, vermutlich aus Altersgründen, war er wirklich nur eine kleine Hoffnung.
Ich erreichte dort tatsächlich jemanden der sich die Symptome meiner Tochter notierte und mit dem Arzt Rücksprache hielt, ob er denn hier eine Ausnahme machen und sich das ganze mal ansehen würde.
15 Minuten sollte ich warten, dann zurück rufen.
Man ist sich ja bei Kindern in dem Alter nicht sicher, ob es wirklich nur eine Erkältung ist, oder nicht etwas ernsteres dahinter steckt. Eine genaue Beschreibung der Leiden bekommt man nicht, wenn man Glück hat weiß man irgendwann dass die Haare weh tun und man den Kopf nicht anfassen darf. Und dass im Wohnzimmer ein Regenbogen ist, draußen bunte Lichter leuchten und da hinten etwas lilanes ist, was sie gerne haben würde. Was uns natürlich auch langsam etwas Angst machte. Ganz zu Schweigen davon dass sie seit zwei Tagen nichts gegessen und nur Saftschorle getrunken hat.
15 Minuten beobachtete ich also wie der große Zeiger auf der Uhr langsam voran kroch und diskutierte mit dem Papa über das Für und Wider in eine Praxis zu fahren in der man stundenlang warten müsste. Dann telefonierte ich erneut und bekam tatsächlich einen Termin.
Um 18:30 durften wir zum Doktor kommen.
Das war natürlich noch einen ganzen, langen Tag zu warten, aber besser zu Hause als zwischen 30 weiteren kranken Kindern. So konnte sie noch einmal schlafen, und in den Phasen wo das Ibuprophen wirkte etwas spielen.
Letztendlich saßen wir im Auto und fuhren zur Praxis. Nebenbei fragte das Fieberkind wieder was denn das da am Himmel sei. Der Mond wäre es nicht. Diese Halluzinationen waren schon echt gruselig.
Das Wartezimmer war leer, der Arzt hatte Wochenend Notdienst und deswegen nicht viel zu tun. Der Arzt kam, sah und notierte.
Ja und am Ende sollten wir nur weiterhin Fiebersaft geben, Ibuprophen und Paracetamol abwechseln und am Sonntag sollte das Fieber dann weg sein.
Etwas enttäuscht fuhren wir wieder nach Hause. Aber auch etwas beruhigt darüber, dass es ja doch scheinbar „nur“ Fieber war. Wenn auch sehr hoch. Und mit Halluzinationen. Und mit absoluter Appetitlosigkeit.
Der Samstag wurde auch noch kräftig durchgefiebert, wir wickelten am Ende noch die Waden um das Kind abzukühlen.
Leider steckte sich auch unser Babyboy an und schlief immer schlechter. So kam es dass ich nach einem Abend der sich mit Stillen und Beruhigen bis halb 1 hin zog, in tiefen Schlaf fiel. Und am Morgen erfuhr, dass der Papa mit dem Fieberkind ganz alleine eine 41,6° Katastrophentemperatur durchmachte. Zwischen 1 und 3. Auf dem Sofa mit Fiebersaft und ganz viel Kuscheln.
Aber tatsächlich war das Fieber am Sonntag weg. Das Kind war ausgebrannt, fertig, verschwitzt und müde von der Krankheit. Aber nachmittags aß sie einen Teller Nudeln und lud langsam ihre Akkus wieder auf.

Am Ende dieser Geschichte kann ich nur hoffen, dass sich in der nächsten Zeit etwas ändert, was die Anzahl der Ärzte hier in der Gegend angeht. Es kann einfach nicht sein, dass bei nur 5 Kinderärzten mehrere gleichzeitig Urlaub haben oder frei haben. Man kann sich ja schon gerade damit arrangieren dass der Arzt nur immer einen halben Tag lang Sprechstunde hat. Aber was wäre die Alternative? Ins 30 Minuten entfernte Kinderkrankenhaus fahren, weil das Kind Fieber hat und dort dann zwischen „echten“ Notfällen sitzen?
Wir brauchen hier wirklich einen Doktor. Einen guten, der bereit ist zu helfen!

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