„Hallo! Ich bin der Dokor, ich bin
hier um zu helfen!“ ein schönes Zitat meiner Lieblingsserie. Aber
wie weit entspricht dieser kleine Satz der Realität?
Letzte Woche habe ich mir nichts
sehnlicher gewünscht, wie einen Doktor, der diesen Satz zu mir sagt
und dann meine Tochter ansieht.
Dienstag holten wir sie vom
Kindergarten ab und merkten schon, dass das übliche „ich will
nicht nach Hause“ diesmal doch etwas stärker ausgeprägt ist, denn
der Papa musste sie sich irgenwann über die Schulter werfen und zum
Auto schleppen. Absolut akute Verweigerung von allem war angesagt. Im
Auto weinte sie noch ein paar Minuten, dann schlief sie ein.
Nach dem Abendessen stellte ich dann
fest, dass sie fieberte.
„Schöner Mist!“ dachte ich mir,
denn wenn das Fieber bis zum Morgen nicht wegging mussten wir einen
Besuch zum Kindergeburtstag absagen.
Morgens hatte sie noch immer Fieber und
bekam noch einmal Medizin, woraufhin das Fieber wieder runter ging.
Aber nachdem sie mittags einen schönen langen Mittagsschlaf gehalten
hatte war es wieder da. 40° und Kind war am Husten.
Auch am nächsten Tag fieberte sie
weiter mit 39 und 40° und wir beschlossen Freitag zum Arzt zu
gehen, falls das Fieber auch am nächsten Tag nicht weg wäre.
Praktischerweise war natürlich unsere
Kinderärztin im Urlaub. Und da die vier anderen Kinderärzte hier in
der Gegend somit vertretungsweise total überlaufen sind,
telefonierte ich herum um mal zu fragen ob einer unserer Hausärzte
nicht Kleinkinder ab 3 Jahren behandeln würde. Es wäre ja nur eine
Erkältungskrankheit, kein Mumps-Röteln-Windpockenkram. Aber Praxis
1 sagte nein, nur in absoluten Notfällen und auch nur dann seeeehr
ungern. Und Praxis 2 verneinte auch, erst ab 6 Jahren.
„Na,“ dachte ich, „Dann muss ich
eben morgen doch alle Kinderärzte abtelefonieren.“
Und natürlich, das Fieber blieb
weiterhin, stieg sogar noch auf 40,8° und war auch Freitag Morgen
noch immer am wüten.
Somit fing ich dann ab 8:30 an zu
telefonieren. Die Nacht war furchtbar und Papa und Fieberkind
schliefen irgendwann zusammen auf der Wohnzimmercouch um mich und
Baby nicht weiter zu stören. Denn in ihrem Wahn wollte sie ab halb 1
zuerst bei uns im Bett kuscheln. Dann aber wieder ins eigene Bett.
Dann stand sie wieder auf und wollte im Wohnzimmer fernsehen. Dann
stand sie etwas später nackt mit Zahnpasta und Zahnbürste bei uns
im Schlafzimmer und wollte Zähne putzen. Noch etwas später
kletterte sie auf ihre Spielzeugkisten und kam im Dunkeln nicht mehr
runter. Und ab 3 kuschelte sie endlich in Ruhe mit Papa auf dem Sofa.
Wie zu erwarten war unsere Kinderärztin
im Urlaub.
Vertretungsärztin 1 war aber Freitags
gar nicht da, weil da der freie Tag der Praxis ist.
Vertretungsärztin 2 war aber auch im
Urlaub! Ha, wer hätte das jetzt gedacht.
Vertretungsarzt 3 war da, aber die
Sprechstundenhilfe sagte, das Wartezimmer sei so überfüllt, wir
müssten wohl eine lange Zeit warten. Einen festen Termin könne sie
mir nicht geben.
Nur wollte ich mit einem Kind von 3
Jahren und 40° Körpertemperatur nicht stundenlang auf
Plastikstühlen sitzen.
Ich hörte von einer Allgemeinärztin
hier im Ort, die auch Kleinkinder und Babys behandeln würde. Also
rief ich da an und sagte, langsam verzweifelt, dass ich einen Arzt
suche, der sich mal meine Dreijährige ansieht, die seit drei Tagen
hohes Fieber hat.
Ob sie denn Patientin dort sei.
„Nein, wir sind sonst beim
Kinderarzt, aber die sind alle voll oder im Urlaub.“
„Ja, wir nehmen aber leider keine
neuen Patienten mehr auf.“
Schön! Schöne Scheiße!
Ein Kinderarzt blieb noch über, aber
da dieser keine Vertretungen machte, vermutlich aus Altersgründen,
war er wirklich nur eine kleine Hoffnung.
Ich erreichte dort tatsächlich
jemanden der sich die Symptome meiner Tochter notierte und mit dem
Arzt Rücksprache hielt, ob er denn hier eine Ausnahme machen und
sich das ganze mal ansehen würde.
15 Minuten sollte ich warten, dann
zurück rufen.
Man ist sich ja bei Kindern in dem
Alter nicht sicher, ob es wirklich nur eine Erkältung ist, oder
nicht etwas ernsteres dahinter steckt. Eine genaue Beschreibung der
Leiden bekommt man nicht, wenn man Glück hat weiß man irgendwann
dass die Haare weh tun und man den Kopf nicht anfassen darf. Und dass
im Wohnzimmer ein Regenbogen ist, draußen bunte Lichter leuchten und
da hinten etwas lilanes ist, was sie gerne haben würde. Was uns
natürlich auch langsam etwas Angst machte. Ganz zu Schweigen davon
dass sie seit zwei Tagen nichts gegessen und nur Saftschorle
getrunken hat.
15 Minuten beobachtete ich also wie der
große Zeiger auf der Uhr langsam voran kroch und diskutierte mit dem
Papa über das Für und Wider in eine Praxis zu fahren in der man
stundenlang warten müsste. Dann telefonierte ich erneut und bekam
tatsächlich einen Termin.
Um 18:30 durften wir zum Doktor kommen.
Das war natürlich noch einen ganzen,
langen Tag zu warten, aber besser zu Hause als zwischen 30 weiteren
kranken Kindern. So konnte sie noch einmal schlafen, und in den
Phasen wo das Ibuprophen wirkte etwas spielen.
Letztendlich saßen wir im Auto und
fuhren zur Praxis. Nebenbei fragte das Fieberkind wieder was denn das
da am Himmel sei. Der Mond wäre es nicht. Diese Halluzinationen
waren schon echt gruselig.
Das Wartezimmer war leer, der Arzt
hatte Wochenend Notdienst und deswegen nicht viel zu tun. Der Arzt
kam, sah und notierte.
Ja und am Ende sollten wir nur
weiterhin Fiebersaft geben, Ibuprophen und Paracetamol abwechseln und
am Sonntag sollte das Fieber dann weg sein.
Etwas enttäuscht fuhren wir wieder
nach Hause. Aber auch etwas beruhigt darüber, dass es ja doch
scheinbar „nur“ Fieber war. Wenn auch sehr hoch. Und mit
Halluzinationen. Und mit absoluter Appetitlosigkeit.
Der Samstag wurde auch noch kräftig
durchgefiebert, wir wickelten am Ende noch die Waden um das Kind
abzukühlen.
Leider steckte sich auch unser Babyboy
an und schlief immer schlechter. So kam es dass ich nach einem Abend
der sich mit Stillen und Beruhigen bis halb 1 hin zog, in tiefen
Schlaf fiel. Und am Morgen erfuhr, dass der Papa mit dem Fieberkind
ganz alleine eine 41,6° Katastrophentemperatur durchmachte. Zwischen
1 und 3. Auf dem Sofa mit Fiebersaft und ganz viel Kuscheln.
Aber tatsächlich war das Fieber am
Sonntag weg. Das Kind war ausgebrannt, fertig, verschwitzt und müde
von der Krankheit. Aber nachmittags aß sie einen Teller Nudeln und
lud langsam ihre Akkus wieder auf.
Am Ende dieser Geschichte kann ich nur
hoffen, dass sich in der nächsten Zeit etwas ändert, was die Anzahl
der Ärzte hier in der Gegend angeht. Es kann einfach nicht sein,
dass bei nur 5 Kinderärzten mehrere gleichzeitig Urlaub haben oder
frei haben. Man kann sich ja schon gerade damit arrangieren dass der
Arzt nur immer einen halben Tag lang Sprechstunde hat. Aber was wäre
die Alternative? Ins 30 Minuten entfernte Kinderkrankenhaus fahren,
weil das Kind Fieber hat und dort dann zwischen „echten“
Notfällen sitzen?
Wir brauchen hier wirklich einen
Doktor. Einen guten, der bereit ist zu helfen!
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