Freitag, 24. März 2017

Die Beschäftigung der Kinder



Ich hatte dringend vor, meine Fenster zu putzen. Dringend. Denn das letzte Mal lag lange zurück. Lange vor dem letzten Winter und irgendwann als ich schwanger war und das als Grund nutzen konnte, damit mein Mann die Fenster putzt. Man ist ja schwanger, nicht blöde.

Vor zwei Tagen fing ich an, die Sonne schien, die große Mimi war jetzt im Kindergarten und der Papa auf der Arbeit. Besser gings nicht und so kam ich gut voran. Drei Fenster, samt Rahmen geputzt und sämtliche Marienkäferleichen aus den Zwischenräumen gekratzt.
Das dauerte länger als die Geduld eines 6 Monate alten Babys.

Heute wollte ich mein Werk nun vollenden. Es fehlten noch drei Fenster und die Balkontür. Die Mimi war heute zu Hause, da sie wieder mal einen Schnupfen hatte. Was nicht hieß, dass es ihr schlecht ging. Wir hatten zusammen gefrühstückt und mir wäre es am liebsten gewesen, wenn sie nun ein wenig gespielt hätte. Aber nein. Sie quengelte, lief hinter mir her und hielt mich an meiner Jacke fest, weil sie dabei sein wollte.

Was eine gute Mutter in diesem Fall getan hätte:
Sie wäre vermutlich mit dem Kind im Kinderzimmer verschwunden, hätte die Duplo Steine ausgekippt und eine halbe Stunde lang Häuser und Züge für die Filly Ponies gebaut. Das ganze mit einem riesigen, bunten Tuch als abenteuerliches Zelt verkleidet und mit Kissen ausgepolstert. Buntstifte und Zeichenpapier hineingelegt und womöglich noch ein Ausmalbild vorbereitet. Hörspiel an und kleingeschnittenes Obst und Gemüse auf kleinem Picknickdeckchen dargeboten und wäre dann zum Fensterputzen abgedampft, da das Kind stundenlang beschäftigt ist und schließlich auf den weichen Kissen noch zum Mittagsschlaf entschlummert.

Was ich getan habe:
Ich habe den Fernseher angeschaltet.
Ja, ihr Muttis, ich höre euren erschrockenen Aufschrei. Aber ja, ich habe dieses getan! Und bin damit sehr zufrieden gewesen.
Denn ich konnte in der mir zur Verfügung stehenden Zeit tatsächlich alle Fenster fertig putzen, das Schmutzwasser entsorgen, ein paar Eckchen im Wohnzimmer entstauben und sogar die Fenster wieder einräumen.
Das lag zum einen daran, dass mir zwischen Frühstück und Vormittagsschlaf des Lüttjen nicht viel Zeit bleibt. Bis alle aufgegessen haben und ich abgeräumt habe, ist es fast 9:00 und spätestens um 10:30 beginnt unser Baby wieder müde zu werden.
Zum anderen lag es aber auch einfach daran, dass ich * hüstel * keine Lust hatte, ein volles Bimbamborium aufzufahren, nur weil ich schnell etwas putzen wollte.
Und wir kennen ja unsere Kinder, schlägt man ihnen vor ins Kinderzimmer zu gehen, um dort alleine etwas zu spielen, machen sie ALLES, nur nicht alleine und in Ruhe spielen.
Nachdem sie mir das letzte Mal den Kühlschrank ausräumte und versuchte sich selber einen Pfannkuchen zu machen, habe ich gelernt, dass ein Kind, das man nicht hört, nicht unbedingt im Kinderzimmer sitzt und mit Bauklötzen spielt.

Zum Glück kann ich sagen, dass das Vormittagsprogramm von KIKA eine ganz passable Auswahl an schönen Kinderserien zeigt. Die Sesamstraße und Ben und Hollys kleines Königreich ist niedlich und mit Glück lernt das Kind sogar noch das ein oder andere. Das Programm ist gewaltfrei und wird nicht von buntflimmernder Werbung unterbrochen. Keine Katze versucht ihre Gegenspieler mit Dynamit aus dem Versteck zu sprengen und was unsere geliebte Baby Born Puppe jetzt beruflich macht, nachdem sie Arzt und Pferdepflegerin war, enthält man uns auch vor. Zwischendurch singt das blaue Kikaninchen ein Lied, das Kind dreht sich vorm Fernseher und sinkt dann wieder gebannt zu Boden, als der Mann mit dem roten Pulli eine Geschichte erzählt.
Währenddessen lutscht das kleinere Kind ganz gebannt an einem Holzspielzeug.

Ergo: ich habe wirklich mit dem geringsten Aufwand ein größtmögliches Fenster an Zeit zum Putzen erzeugt.
Wobei ich aber auch gut verstehen kann, wenn der Fernseher für viele Mütter zum Babysitter wird. Das Kind sitzt, rennt nicht rum und ist nicht laut. Auf Ansprache reagiert es nicht und auch nicht auf sämtliche Versuche mit Winken und Hüpfen auf sich aufmerksam zu machen. Das Kind ist geistig „weg“. So kann Mutter, Vater oder wer auch immer den Tag mit Smartphonegedudel verbringen, sich zum Kaffee verabreden oder sonstwas erledigen.
Erschreckend.

Mein Kind hat zum Glück nach einer knappen Stunde das Interesse verloren und wuselt zwischen mit und meinem Wassereimer herum. Was das ist, was ich mache und warum ich das mache muss ich erklären. Und warum ich das mache. Und warum ich das mache. Und warum.

Gegen kurz nach 10 bin ich fertig. Mimi guckt wie ich die Lappen ausspüle, Darius wird unruhig und möchte etwas trinken. Ich schalte den Fernseher aus und wir gehen ins Kinderzimmer um mit den Duplosteinen zu spielen. Warum ich Fenster geputzt habe, hat Mimi bestimmt immernoch nicht verstanden, hat sich aber über die Stunde fernsehen gefreut. Zudem war ich so schnell fertig, dass wir sogar noch Zeit für uns haben, bevor es wieder weiter geht im Programm und ich für Babyschlaf und Mittagessen sorgen muss.

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