Donnerstag, 29. Mai 2014

Gute Nacht


Es ist 22:50 und gerade eben ist meine Tochter eingeschlafen. Vorerst. Normalerweise wacht sie nach dem Einschlafen noch 1-3mal auf und muss wieder in einer langwierigen Prozedur in den Schlaf gebracht werden.
Kinder wollen nicht schlafen.

Wenn man mich fragt, ist es so dass ich müde werde, auf die Uhr sehe, sehe dass es langsam Zeit wird ins Bett zu gehen und ich gehe ins Bett. Dort freue ich mich, dass ich im Bett liege und mich einkuscheln kann. Ich freue mich darauf etwas Schönes zu träumen und dann wieder aufzuwachen, manchmal wach ich auf und merke, dass ich noch träume, was ebenfalls interessant ist. Man wird ruhig und entspannt und hat einen erholsamen Schlaf.
So. Was also ist daran so schlimm, dass Kinder sich so weigern abends einzuschlafen.

Tagsüber ist meine Tochter auch müde, das darf sie in ihrem zarten Alter von knapp 4 Monaten auch. Eben noch wach, schwupp sind die Augen zu und der Schlaf ist da. Gar nicht schlimm.
Aber abends dauert das. Die Müdigkeit ist da, man sieht es an den zufallenden Augen. Sie ist satt, zufrieden, frisch gewickelt, müde und eigentlich könnte da dann ein Schläfchen vorbei kommen. Ich lege sie in mein Bett (da ich inzwischen schon damit rechnen kann, die nächste halbe Stunde daneben zu verbringen), drücke sie, erzähle ihr was schönes, drücke den Schnuller in den Mund, drücke einen Knutscher auf ihre Wummelwangen und drücke die Daumen, dass der Schlaf den Raum betritt, wenn ich ihn verlassen habe.
Also verlasse ich das Schlafzimmer, höre noch ein empörtes Nuckeln, und schleiche ins Wohnzimmer, wo meist noch die Krimiserie läuft, deren spannenden Wendepunkt ich mal wieder verpasst habe.
Knapp 5 Minuten später werde ich von einer Sirene zurück ins Schlafzimmer gerufen.
„ÄäääääÄÄÄÄääÄÄÄÄÄäääääÄÄÄÄääääÄää!“
Vollkommen außer sich, strampelt der Säugling wutentbrannt in meinen Laken! Wie kann ich also auch annehmen, dass sie von alleine einschläft. Also gebe ich mal wieder auf, verzichte auf die Lösung des Mordfalles im TV und lege mich zum Stillen darnieder mit entblößter Brust und versuche nicht einzuschlafen. Denn nichts ist schlimmer als voll bekleidet nach einer Stunde Tiefschlaf von seinem Mann geweckt zu werden, der irgendwie auch noch in dem Bett Platz finden möchte, in dem wir zwei Weiber uns Quergelegt haben. In dieser Zeit habe ich dann viel Zeit über den Schlaf, das Kind und den Sinn des ganzen nachzudenken.
Wenn man ein älteres Kind fragen würde, warum es denn nicht schlafen möchte, würde es antworten: „Weiß ich nicht. Ich will nicht!“
Ich erinnere mich noch selber dran, dass ich als Kind ebenfalls nicht einschlafen wollte. Meine Mutter erzählt heute noch gerne, wie oft sie gesungen und was sie nicht alles für Geschichten erzählen musste. Auch mein Bruder konnte nicht anders einschlafen. Und sobald sie das Zimmer verlassen hatte, musste man unbedingt noch ein paar Mal „Mama!“ rufen, weil noch irgendwas ist. „Ich möchte noch was trinken.“ oder „Ich muss noch mal aufs Klo.“ oder „Da war ein Geräusch...“
Man findet also auch als Kind in einem Alter, in dem man geistig an Gesprächen teilnehmen kann, immer noch Gründe, nicht schlafen zu wollen. Aber kann sie nicht erklären!
Wann also springt der Sinneswandel an? Ist das auch so ein Pubertätsding?
„Wie, du willst abends noch nicht schlafen? Du Baby! Ich freue mich jeden Tag drauf schlafen zu gehen!“ hmm.
Oder liegt es an einer Urangst des Kindes, während der Nacht zu sterben?
„Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt“ heißt es in einem Gute Nacht Lied. Wissen die Babys vom Plötzlichen Kindstod und fürchten sich tatsächlich davor, nicht mehr aufzuwachen, sollten sie abends einschlafen?
Schließlich geht es jeder Mutti so, dass sie Abend für Abend 5x so viel Zeit damit verbringt, ihr Kind zu Bett zu bringen, als sich selber. Zumindest die Pädagogen, Psychologen und ähnliche Denker, die über das Thema Bücher schrieben und Beratungen führen, verdienen sich daran eine goldene Nase. Sie bieten Lösungen, die theoretisch logisch und durchführbar oder merkwürdig und seltsam klingen, aber alle im Grunde kein Schlaf für das freudig strampelnde Würmchen bringen. Ich für meinen Teil nehme mir vor, meine Tochter später zu fragen und genau zu interviewen, woran es liegt, dass sie nicht schlafen will und hoffe, irgendwann vielleicht eine Erklärung für dieses Problem zu bekommen. Und damit dann Anerkennung? Nobel Preis? Weltherrschaft? Königin aller Mütter...?

So. Und jetzt muss ich wieder ins Schlafzimmer. Baby ist aufgewacht.

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