Es ist 22:50 und gerade eben ist meine
Tochter eingeschlafen. Vorerst. Normalerweise wacht sie nach dem
Einschlafen noch 1-3mal auf und muss wieder in einer langwierigen
Prozedur in den Schlaf gebracht werden.
Kinder wollen nicht schlafen.
Wenn man mich fragt, ist es so dass ich
müde werde, auf die Uhr sehe, sehe dass es langsam Zeit wird ins
Bett zu gehen und ich gehe ins Bett. Dort freue ich mich, dass ich im
Bett liege und mich einkuscheln kann. Ich freue mich darauf etwas
Schönes zu träumen und dann wieder aufzuwachen, manchmal wach ich
auf und merke, dass ich noch träume, was ebenfalls interessant ist.
Man wird ruhig und entspannt und hat einen erholsamen Schlaf.
So. Was also ist daran so schlimm, dass
Kinder sich so weigern abends einzuschlafen.
Tagsüber ist meine Tochter auch müde,
das darf sie in ihrem zarten Alter von knapp 4 Monaten auch. Eben
noch wach, schwupp sind die Augen zu und der Schlaf ist da. Gar nicht
schlimm.
Aber abends dauert das. Die Müdigkeit
ist da, man sieht es an den zufallenden Augen. Sie ist satt,
zufrieden, frisch gewickelt, müde und eigentlich könnte da dann ein
Schläfchen vorbei kommen. Ich lege sie in mein Bett (da ich
inzwischen schon damit rechnen kann, die nächste halbe Stunde
daneben zu verbringen), drücke sie, erzähle ihr was schönes,
drücke den Schnuller in den Mund, drücke einen Knutscher auf ihre
Wummelwangen und drücke die Daumen, dass der Schlaf den Raum
betritt, wenn ich ihn verlassen habe.
Also verlasse ich das Schlafzimmer,
höre noch ein empörtes Nuckeln, und schleiche ins Wohnzimmer, wo
meist noch die Krimiserie läuft, deren spannenden Wendepunkt ich mal
wieder verpasst habe.
Knapp 5 Minuten später werde ich von
einer Sirene zurück ins Schlafzimmer gerufen.
„ÄäääääÄÄÄÄääÄÄÄÄÄäääääÄÄÄÄääääÄää!“
Vollkommen außer sich, strampelt der
Säugling wutentbrannt in meinen Laken! Wie kann ich also auch
annehmen, dass sie von alleine einschläft. Also gebe ich mal wieder
auf, verzichte auf die Lösung des Mordfalles im TV und lege mich zum
Stillen darnieder mit entblößter Brust und versuche nicht
einzuschlafen. Denn nichts ist schlimmer als voll bekleidet nach
einer Stunde Tiefschlaf von seinem Mann geweckt zu werden, der
irgendwie auch noch in dem Bett Platz finden möchte, in dem wir zwei
Weiber uns Quergelegt haben. In dieser Zeit habe ich dann viel Zeit
über den Schlaf, das Kind und den Sinn des ganzen nachzudenken.
Wenn man ein älteres Kind fragen
würde, warum es denn nicht schlafen möchte, würde es antworten:
„Weiß ich nicht. Ich will nicht!“
Ich erinnere mich noch selber dran,
dass ich als Kind ebenfalls nicht einschlafen wollte. Meine Mutter
erzählt heute noch gerne, wie oft sie gesungen und was sie nicht
alles für Geschichten erzählen musste. Auch mein Bruder konnte
nicht anders einschlafen. Und sobald sie das Zimmer verlassen hatte,
musste man unbedingt noch ein paar Mal „Mama!“ rufen, weil noch
irgendwas ist. „Ich möchte noch was trinken.“ oder „Ich muss
noch mal aufs Klo.“ oder „Da war ein Geräusch...“
Man findet also auch als Kind in einem
Alter, in dem man geistig an Gesprächen teilnehmen kann, immer noch
Gründe, nicht schlafen zu wollen. Aber kann sie nicht erklären!
Wann also springt der Sinneswandel an?
Ist das auch so ein Pubertätsding?
„Wie, du willst abends noch nicht
schlafen? Du Baby! Ich freue mich jeden Tag drauf schlafen zu gehen!“
hmm.
Oder liegt es an einer Urangst des
Kindes, während der Nacht zu sterben?
„Morgen früh, wenn Gott will, wirst
du wieder geweckt“ heißt es in einem Gute Nacht Lied. Wissen die
Babys vom Plötzlichen Kindstod und fürchten sich tatsächlich
davor, nicht mehr aufzuwachen, sollten sie abends einschlafen?
Schließlich geht es jeder Mutti so,
dass sie Abend für Abend 5x so viel Zeit damit verbringt, ihr Kind
zu Bett zu bringen, als sich selber. Zumindest die Pädagogen,
Psychologen und ähnliche Denker, die über das Thema Bücher
schrieben und Beratungen führen, verdienen sich daran eine goldene
Nase. Sie bieten Lösungen, die theoretisch logisch und durchführbar
oder merkwürdig und seltsam klingen, aber alle im Grunde kein Schlaf
für das freudig strampelnde Würmchen bringen. Ich für meinen Teil
nehme mir vor, meine Tochter später zu fragen und genau zu
interviewen, woran es liegt, dass sie nicht schlafen will und hoffe,
irgendwann vielleicht eine Erklärung für dieses Problem zu
bekommen. Und damit dann Anerkennung? Nobel Preis? Weltherrschaft?
Königin aller Mütter...?
So. Und jetzt muss ich wieder ins
Schlafzimmer. Baby ist aufgewacht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen