Frisch gebackene Mutter, ein Jahr
Urlaub manchen von Arbeit und Stress, spazieren gehen, Freunde
treffen, herrliche Zeit. Bei schlechtem Wetter sitzt man gemütlich
zu Hause auf dem Sofa, kuschelt mit dem Baby und während es schläft,
kümmert man sich ein wenig um den Haushalt. Heute eine Ladung Wäsche
waschen, Morgen vielleicht das Bad putzen. Oder man schaut alle seine
Lieblingsserien noch einmal, wird Dauergast bei der örtlichen
Videothek oder Kunde einer Online-Video-Seite. Man rollt sich dann
zusammen in eine Kuscheldecke, Kerzenschein, Knabberkekse, Kaffee,
kuscheln und knuddeln.
Sobald es draußen warm wird und die
Sonne scheint, spaziert man stundenlang mit dem Kinderwagen glücklich
lächelnd durch die Straßen. Oder geht Nachmittage lang shoppen und
kauft kleine Strampler und niedliche Mützchen während das Baby
sanft schlummert und alle Omis im Vorbeigehen einen Blick in den
Kinderwagen werfen und „Ooooh, wie süß!“ murmeln. Mit einem
anerkennenden Blick zur Mutter! Hach, haben SIE ein tolles Leben.
Man trifft sich mit allen Freundinnen,
da man jeden Tag für jede Freundin auch Zeit hat. Dann sitzt man
zusammen bei Tee und Tratsch. Endlich kann man alle tollen Rezepte
austauschen, die man dann zu Hause nachkochen kann. Man kann backen!
Es gibt so viele tolle Muffins, Cupcakes, Cakepops und Obsttorten,
die man schon immer einmal ausprobieren wollte. Natürlich um
hinterher alles mit den besten Freundinnen zu verzehren. Bei Tee und
Tratsch! Nachmittage lang.
Ja... kommt euch das bekannt vor, als
Mutter eines Babys? Nein? Nanu?
Scheinbar geht aber die gesamte Welt
davon aus, dass unser Leben nun so ist! Ja, natürlich, die
durchwachten Nächte und so, nicht mehr durchschlafen, Windeln
wechseln und Stillen. Aber man kann ja nachmittags schlafen, wenn das
Baby auch schläft.
Aha. Schlaft ihr nachmittags? Ich
nicht! Wenn man davon absieht, dass man in den 30 Minuten, die ein
Baby am Stück schlafen kann, nicht ebenso schnell in den Tiefschlaf
fällt – den Haushalt gibt es ja auch noch.
Fangen wir also noch einmal von vorne
an.
Frisch gebackene Mutter, ein Jahr lang
Stress! Mindestens. Zu Hause kuscheln kann man leider nicht den
ganzen Tag. Zeitweise bräuchte man Ohropax, da man sonst von dem
andaurenden „ÄäääääÄÄÄääääÄÄÄÄääääähh!“
einen Tinnitus bekommen würde. Ja, nur herumliegen ist nicht drin!
Das volle Bespaßungsprogramm muss aufgefahren werden. Hochnehmen,
schunkeln, singen (ja, immer wieder das gleiche. Wann hat eine
Babylose Frau einen Ohrwurm von „Guten Abend, gute Nacht“? Nie?
ha!), hin und her laufen, während man schunkelt und singt. Ab und zu
kann man Baby auch mit sich nehmen und es guckt zu, während man die
Wäsche zusammenlegt. Glücklicherweise gehört auch das mal zum
Bespaßen. Aber jedes Mal, wenn irgendwas nicht so läuft wie
gewünscht: „ÄÄÄÄäähäääää!“ Also die Liste von vorne
anfangen.
Stillen! Stillen kann auch manchmal für
Ruhe und Geborgenheit sorgen. Im Sitzen bekommt man einen krummen
Rücken und bei längerem Stillen zu den Wachstumsschüben gerne auch
mal lahme Arme und Krämpfe. Im Liegen Stillen ist auch eine Lösung,
dabei kann man wenigstens lesen. Aber immer aufgestützt, nicht zu
weit vorbeugen, bloß nicht aufs Kind legen oder das Buch aufs Kind
fallen lassen. Schmerzen im Arm? Durchhalten! Natürlich kann man
währenddessen auch seine Lieblingsserien gucken. Aber man muss damit
rechnen, unterbrochen zu werden, da in spannenden Stellen ein
„Ääääääääähääähähäää!“ durch die Räume hallt und
man aufstehen und rumlaufen muss, etwas singen, rumhampeln, Windeln
wechseln oder einfach nur ratlos zuhören muss.
Ob man bei Sonnenschein jeden Tag
draußen rumlaufen möchte, überlegt man sich dann auch. Zum einen
gehört dazu eine groß angelegte Planungszeit, in der die Tasche
gepackt, das Kind bekleidet und man selber ordentlich zurechtgemacht
werden muss. Zum anderen kann es jeder Zeit vorkommen, dass man nach
diesem Zusammenpacken auf der Straße steht und keine 100 Meter
laufen kann, weil das Baby einfach keine Lust hat zum Kinderwagen
fahren. Also umkehren. Shoppen funktioniert auch nur in Geschäften
ohne Stufen und mit automatischen Türen, die man also problemlos
betreten kann, ohne in Schweiß zu geraten. Der dann sowieso laufen
wird, sobald man mitten im Laden ist und Baby keine Lust mehr hat!
„ÄÄÄääääHääääääähähähäääää!!!!“
Omis gehen vorbei, werfen einen genervten Blick in den Kinderwagen
und einen grummelnden auf die Mutti. „Unfähig. Früher hätts das
nicht gegeben!“ Oder besser noch: „Tun Sie doch dies und jenes!“
„Probieren Sie doch das!“ „Ja was HAT es denn?“
„Nichts! Hat kein Bock!“ grummelt
man dann zurück, oder erzählt Mitleid erweckende Geschichten über
3-monats-Koliken.
So, also Shoppen, nur wenns sein muss.
Freundinnen kann man treffen. Nur halt
nicht so lange und ausgiebig wie man gerne möchte. Und wenn sie
gehen müssen, möchte man sie am liebsten an den Haaren zurück in
die Wohnung zerren, weil sie doch ein Gefühl von Früher da lassen.
Naja, und dann kann man sich natürlich
auch denken was mit dem tollen Kochen und Backen ist! Eine Mutter von
einem etwa 4 monatigem Baby ernährt sich hauptsächlich von Obst
(man muss ja gesund leben), Nudelgerichten, Pizza und gerne großen
Eintöpfen, die man nachmittags für die nächsten paar Tage kochen
kann. Sollte sie keinen Mann haben, der des Kochens mächtig ist.
Trotz allem: eine herrliche Zeit! Auch
wenn ein Jahr schneller rum geht, als man zugucken kann, die Babys
heute noch den ganzen Tag getrunken und geschlafen haben und Morgen
schon die Erde aus den Blumenpötten puhlen.
Muttis, nehmt euch die Zeit! Erlebt die
Zeit! Auch wenn sie nicht so ist, wie man das vorher erwartet hat.
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