Dienstag, 27. Mai 2014

Ein Jahr Elternzeit!


Frisch gebackene Mutter, ein Jahr Urlaub manchen von Arbeit und Stress, spazieren gehen, Freunde treffen, herrliche Zeit. Bei schlechtem Wetter sitzt man gemütlich zu Hause auf dem Sofa, kuschelt mit dem Baby und während es schläft, kümmert man sich ein wenig um den Haushalt. Heute eine Ladung Wäsche waschen, Morgen vielleicht das Bad putzen. Oder man schaut alle seine Lieblingsserien noch einmal, wird Dauergast bei der örtlichen Videothek oder Kunde einer Online-Video-Seite. Man rollt sich dann zusammen in eine Kuscheldecke, Kerzenschein, Knabberkekse, Kaffee, kuscheln und knuddeln.
Sobald es draußen warm wird und die Sonne scheint, spaziert man stundenlang mit dem Kinderwagen glücklich lächelnd durch die Straßen. Oder geht Nachmittage lang shoppen und kauft kleine Strampler und niedliche Mützchen während das Baby sanft schlummert und alle Omis im Vorbeigehen einen Blick in den Kinderwagen werfen und „Ooooh, wie süß!“ murmeln. Mit einem anerkennenden Blick zur Mutter! Hach, haben SIE ein tolles Leben.
Man trifft sich mit allen Freundinnen, da man jeden Tag für jede Freundin auch Zeit hat. Dann sitzt man zusammen bei Tee und Tratsch. Endlich kann man alle tollen Rezepte austauschen, die man dann zu Hause nachkochen kann. Man kann backen! Es gibt so viele tolle Muffins, Cupcakes, Cakepops und Obsttorten, die man schon immer einmal ausprobieren wollte. Natürlich um hinterher alles mit den besten Freundinnen zu verzehren. Bei Tee und Tratsch! Nachmittage lang.
Ja... kommt euch das bekannt vor, als Mutter eines Babys? Nein? Nanu?
Scheinbar geht aber die gesamte Welt davon aus, dass unser Leben nun so ist! Ja, natürlich, die durchwachten Nächte und so, nicht mehr durchschlafen, Windeln wechseln und Stillen. Aber man kann ja nachmittags schlafen, wenn das Baby auch schläft.
Aha. Schlaft ihr nachmittags? Ich nicht! Wenn man davon absieht, dass man in den 30 Minuten, die ein Baby am Stück schlafen kann, nicht ebenso schnell in den Tiefschlaf fällt – den Haushalt gibt es ja auch noch.
Fangen wir also noch einmal von vorne an.

Frisch gebackene Mutter, ein Jahr lang Stress! Mindestens. Zu Hause kuscheln kann man leider nicht den ganzen Tag. Zeitweise bräuchte man Ohropax, da man sonst von dem andaurenden „ÄäääääÄÄÄääääÄÄÄÄääääähh!“ einen Tinnitus bekommen würde. Ja, nur herumliegen ist nicht drin! Das volle Bespaßungsprogramm muss aufgefahren werden. Hochnehmen, schunkeln, singen (ja, immer wieder das gleiche. Wann hat eine Babylose Frau einen Ohrwurm von „Guten Abend, gute Nacht“? Nie? ha!), hin und her laufen, während man schunkelt und singt. Ab und zu kann man Baby auch mit sich nehmen und es guckt zu, während man die Wäsche zusammenlegt. Glücklicherweise gehört auch das mal zum Bespaßen. Aber jedes Mal, wenn irgendwas nicht so läuft wie gewünscht: „ÄÄÄÄäähäääää!“ Also die Liste von vorne anfangen.
Stillen! Stillen kann auch manchmal für Ruhe und Geborgenheit sorgen. Im Sitzen bekommt man einen krummen Rücken und bei längerem Stillen zu den Wachstumsschüben gerne auch mal lahme Arme und Krämpfe. Im Liegen Stillen ist auch eine Lösung, dabei kann man wenigstens lesen. Aber immer aufgestützt, nicht zu weit vorbeugen, bloß nicht aufs Kind legen oder das Buch aufs Kind fallen lassen. Schmerzen im Arm? Durchhalten! Natürlich kann man währenddessen auch seine Lieblingsserien gucken. Aber man muss damit rechnen, unterbrochen zu werden, da in spannenden Stellen ein „Ääääääääähääähähäää!“ durch die Räume hallt und man aufstehen und rumlaufen muss, etwas singen, rumhampeln, Windeln wechseln oder einfach nur ratlos zuhören muss.
Ob man bei Sonnenschein jeden Tag draußen rumlaufen möchte, überlegt man sich dann auch. Zum einen gehört dazu eine groß angelegte Planungszeit, in der die Tasche gepackt, das Kind bekleidet und man selber ordentlich zurechtgemacht werden muss. Zum anderen kann es jeder Zeit vorkommen, dass man nach diesem Zusammenpacken auf der Straße steht und keine 100 Meter laufen kann, weil das Baby einfach keine Lust hat zum Kinderwagen fahren. Also umkehren. Shoppen funktioniert auch nur in Geschäften ohne Stufen und mit automatischen Türen, die man also problemlos betreten kann, ohne in Schweiß zu geraten. Der dann sowieso laufen wird, sobald man mitten im Laden ist und Baby keine Lust mehr hat!
„ÄÄÄääääHääääääähähähäääää!!!!“ Omis gehen vorbei, werfen einen genervten Blick in den Kinderwagen und einen grummelnden auf die Mutti. „Unfähig. Früher hätts das nicht gegeben!“ Oder besser noch: „Tun Sie doch dies und jenes!“ „Probieren Sie doch das!“ „Ja was HAT es denn?“
„Nichts! Hat kein Bock!“ grummelt man dann zurück, oder erzählt Mitleid erweckende Geschichten über 3-monats-Koliken.
So, also Shoppen, nur wenns sein muss.
Freundinnen kann man treffen. Nur halt nicht so lange und ausgiebig wie man gerne möchte. Und wenn sie gehen müssen, möchte man sie am liebsten an den Haaren zurück in die Wohnung zerren, weil sie doch ein Gefühl von Früher da lassen.
Naja, und dann kann man sich natürlich auch denken was mit dem tollen Kochen und Backen ist! Eine Mutter von einem etwa 4 monatigem Baby ernährt sich hauptsächlich von Obst (man muss ja gesund leben), Nudelgerichten, Pizza und gerne großen Eintöpfen, die man nachmittags für die nächsten paar Tage kochen kann. Sollte sie keinen Mann haben, der des Kochens mächtig ist.

Trotz allem: eine herrliche Zeit! Auch wenn ein Jahr schneller rum geht, als man zugucken kann, die Babys heute noch den ganzen Tag getrunken und geschlafen haben und Morgen schon die Erde aus den Blumenpötten puhlen.
Muttis, nehmt euch die Zeit! Erlebt die Zeit! Auch wenn sie nicht so ist, wie man das vorher erwartet hat.

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