Mittwoch, 20. September 2017

U5? U6? Was?



Beim zweiten Kind merkt man sich leider nicht mehr alles. Weiß nicht mehr wie viele Monate und wie viele Wochen das Kind alt ist, man weiß einfach nur: Noch nicht ganz ein Jahr.
Mit Neid wird dann zugehört wenn die Mutti nebenan erzählt, ihr Sohn ist 11 Monate, 2 Wochen und 3 Tage alt, hat diese und jene Entwicklungsstufe geschafft, schläft durch und ist gerade hinterm 8. Sprung.
Wir wissen zumindest dass wir zur U-Untersuchung müssen. Auf meinem Kalender stand zwar U6, was sie dann doch nicht war, sondern erst U5, aber die Uhrzeit war korrekt.

9:15 sitzen wir im Wartezimmer zwischen hustenden Kindern, ein ebenfalls hustendes Kind auf dem Schoß. Fröhliche Viren treffen sich in der Mitte des Raumes und tanzen Ringelreihen um dann zu wechselnden Partnern zurückzukehren. Demonstrativ zur Wand atmend liest mein Mann ein Plakat über Zeckenimpfung.
10:10 kommen wir dran und warten im Behandlungszimmer. Eine freundliche Arzthelferin kommt und begrüßt uns. Darius verzieht keine Mine. Wir wissen ja inzwischen dass unsere Kinder da als Baby komplett gegenteilig sind. Während Mimi jedem zugelacht und geplappert hat, verkriecht sich Darius in sein Inneres und beobachtet mit gerunzelter Stirn.
„Hallo Darius!!“
Darius blickt durch sie hindurch, verzieht keine Mine.
Sie stellt uns die üblichen Fragen: Sitzt er schon? Krabbelt er? Zieht er sich an Möbeln hoch? Plappert er?
„Darius, erzähl mal was.“
Schweigen.
Sie hält ihm einen Becher und zwei Würfel entgegen, in der Hoffnung, er nimmt das Spielzeug und fängt an damit sein motorisches Geschick zur Schau zu stellen.
Darius starrt den Becher an, verzieht keine Mine.
Nach ein paar verzweifelten Minuten, in denen das Lächeln der Arzthelferin nach und nach gefror, nahm ich ihr den Becher ab und reichte ihn meinem Sohn.
Er sah mich an, runzelte die Stirn ( Echt jetzt?) und warf die zwei Würfel in den Becher.
Jetzt wurde er noch gemessen und gewogen, was er ohne Maulen hinter sich brachte, dann sollten wir warten bis die Ärztin kam. Die nette Frau wünschte uns noch einen schönen Tag, winkte Darius zu „Tschühüüüs!“ Nein, er winkt heute nicht.
Die Tür ging zu und Vater und Sohn kasperten auf der Patientenliege herum, warfen einen Ball und lachten um die Wette.
Die Ärztin kam und ging mit uns noch einmal die Ergebnisse durch. Alles gut, er ist groß für sein Alter, aber alles passt zusammen.
Mit einem sehr skeptischen Blick bedacht wurde sie, als sie ihm noch einmal unter die Windel guckte um zu kontrollieren ob da alles so wächst wie es sollte. Dann konnten wir ihn wieder anziehen und die Praxis verlassen.
Darius freute sich wieder in seiner Karre zu sitzen, was er durch auf und ab zappeln der Arme und Beine kund tat. Endlich raus aus dem Laden hier wo fremde Leute dinge von einem wollen.

So offen wie Mimi in die Welt geht, so skeptisch steht ihr Darius gegenüber. Gibt jemand ihr einen Keks nimmt sie ihn, lacht, freut sich und ruft Danke. Er guckt den Keks an, guckt den Jemand an, runzelt die Stirn und macht lieber erst mal gar nichts.
Was Funktionen und Reaktionen der Umwelt angeht liegt er im Vergleich klar vorn. Schalter können bedient werden, Buchseiten umgeblättert, Bobbycar fahren und im allgemeinen das „Was passiert wenn ich jetzt dieses tue“ ist bei ihm deutlich früher zu entdecken.
Mimi lernte in seinem Alter langsam frei zu laufen. Er kann so schnell krabbeln, dass wir selber kaum hinterher kommen wenn er sich mal wieder in den Kopf gesetzt hat, etwas erkunden zu wollen.
Dieses miteinander Entwickeln jeden Tag zu beobachten ist sehr spannend und immer wieder fiebern wir mit welche Ideen der Kinder heute verwirklicht werden können.

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