Montag, 26. Juni 2017

Wie man ordnungsgemäß das Haus verlässt.


Mit zwei Kindern.
Alleine!


Vor einiger Zeit schrieb ich ja schon einmal darüber, wie es ist, auf einmal mit Kind ausgestattet, das Haus zu verlassen. Was man da alles erlebt. Ja, war lustig. Ha! Ha!
Aber man kann sich denken dass es mit zwei Kindern doppelt so kompliziert wird.
Stimmt nicht. Es multipliziert sich dabei noch etwas.

Termin: 14:15 vor dem Haus sein.
Aufgabe: 3 Personen anziehen und ausgehfein dort hinstellen zum Abholen.
Start: 13:00

Ich kämme mir die Haare und tusche meine Wimpern. Darius krabbelt ins Bad und Mimi kommt hinterher. Er versucht die Klobürste zu erreichen, sie singt ein ausgedachtes Lied. Ich scheuche beide raus und male mir Augenbrauen.
13:10 schnappe ich mir Darius der mir gerade über den Weg krabbt und lege ihn auf den Wickeltisch. Neue Windel, neue Hose, T-Shirt, Socken, auf den Boden, krabbelt weg, fertig.
Mimi sitzt im Wohnzimmer und liest sich durch einen Stapel alter Prospekte.
„Komm, wir müssen dich jetzt anziehen!“ keine Reaktion.
„Mimi!“ …
„Hallo?“ …. blättert um.
„MI LE NA!!“ endlich guckt sie hoch. „Was denn??“
„Na wir wollen dich doch anziehen. Oma und Opa kommen gleich.“
„Was?“ Sie steht auf und wir gehen ins Kinderzimmer.
Jogginghose weg, Mimi dreht sich um und will in ihr Bett. „Hiergeblieben!“
Windel an (für etwaige Unfälle), „Dödeldiidüüüüüdeldöööööö..“ sie dreht sich im Kreis, ich angele nach der Jeans. Drehe sie um, sortiere die Füße in die Hosenbeine. „Warum muss ich eine Hose anziehen?“ „Na weil du nicht nackig rumlaufen kannst.“ „Ist das kalt draußen?“ „Ja, heute schon.“ Ich hole ein neues Shirt aus dem Schrank und eine Hand streckt sich mir entgegen.
„NEINNNN!!!“ „Wieso denn nicht?“
„Ich will ein cooles T-Shirt.“ „Gaaah.“ Hole ein schwarzes Shirt mit Bullet for my Valentine-Aufdruck raus. Dann Socken.
„Socken? Waaas? Ich will nur mit Füße laufen!“ „Nein, Schnecke, es ist heut nicht so warm.“
„Aber ich will NUR MIT FÜßE!!“
Resigniert gebe ich für den Moment auf und gucke nochmal aufs Thermometer. 24° aber bewölkt. Na, später.
Darius quietscht und räumt meine Schuhe aus dem Schrank. Das findet Mimi auch ganz spannend und schnappt sich gleich ein Paar. „Klonk, Klonk, Klonk!“ Die Nachbarn freuen sich bestimmt.

13:30
Mir fällt auf, dass ich mich selber noch anziehen muss. Schnell in Jeans und Shirt geschlüpft, höre aus dem Wohnzimmer ein „Ich will eine Kette machen.“ Und das klappen von Schranktüren. Gehe gucken, Mimi holt eine Kiste Knöpfe und möchte auffädeln. Gut, ok, gern, dann kann ich die Tasche packen, aber nur auf dem Tisch.
Ich beginne also mit dem Packen des Koffers. Also alles was man so mitnimmt wenn man mal für drei Stunden das Haus verlassen will.
Portemonaie, Handy, Wickeltasche, Feuchttücher, Spucktuch, Jacken für alle, Taschentücher (weil ich einen Schnupfen hab), Hustenbonbons, Fläschchen mit Wasser, Dose mit Babykeksen, Banane für Mimi, Tee für Mimi (weil Husten), Schlüssel.
Kurz überlegen.
Darius krabbelt mir über den Weg und will in die Küche. „Nein, da jetzt bitte nicht. Iiih!“
Aus irgendeinem Grund ist er patschnass. Ich gucke mal lieber im Wohnzimmer.
Mimi steht am Tisch, singt etwas von Hänsel und Gretel und die Kälte ist kein Teil von MIIIIIIIIIRR! Sie fädelt friedlich Knöpfe, neben einer großen Saftpfütze.
„Ahgaaaaah! Wer war das denn?“ Sie reagiert gar nicht, aber ich ahne dass Darius nach ihrem Glas geangelt hat, denn es lag ziemlich weit vom Tatort entfernt.
Also Handtücher geholt, alles trocken getitscht und nochmal feucht abgewischt.
„Mimi, warum hast du denn nichts gesagt?“ Keine Reaktion.
„Mimi?“ „Was denn?“ „Na hat Darius dein Trinken umgeschubst?“ „Jaahaaa!“
Gnb. Ja, was erwarte ich denn hier gerade auch?
Krabbler schnappen und neu anziehen, unter großem Protest. Aber dabei kann ich gleich die kürzlich entstandene Stinkewindel wechseln.
Schnell ins Schlafzimmer und neue Socken an, denn auch meine sind nass. In dem Zug auch gleich Schuhe.
„Mimi, wir wollen Schuhe anziehen. Kommst du?“
„Iiiiihhhahahahayyyyeeeeeeeeeee!“ rennt an mir vorbei. Darius krabbelt jauchzend hintendrein.
Hab ich denn alles zusammen jetzt? Ich muss noch in den Keller um die Klappkarre zu holen und einen Autositz...
Und die Kinder einfangen.
Mimi geschnappt, Socken an, Schuhe an, Tasche, Blick auf die Uhr:
14:00 ARGH
Noch 15 Minuten rum kriegen. Darius weint inzwischen weil nichts voran geht oder weil Mimi nicht mehr rumläuft. Ich geh im Kopf noch ein weiteres Mal durch ob nichts fehlt und entscheide, dass wir doch gleich runter laufen. Wer weiß wie lang wir dafür brauchen.
Beide Kinder und Elsa (die Puppe musste natürlich auch noch mit) nach unten gebracht und Mimi angewiesen kurz zu warten damit ich im Keller was holen konnte. Dann alle raus und auf die Wiese gesetzt. Mimi, Darius, Tasche, Karre, Kindersitz, Elsa. Fehlt noch die Babyschale aus meinem Auto.
Ausnahmsweise wegen 10cm breiterer Rückbank reisen wir heute mit Opas Auto.
ARGH, Autoschlüssel.
„Mimi, wartest du kurz hier? Du musst aber auch wirklich hier sitzen bleiben, sonst klaut jemand unsere Sachen, ja?“ „Ja.“
Ich schnappe Tasche und Darius (einer Dreijährigen nur in angemessenem Maße Verantwortung übertragen) und laufe noch einmal alle Treppen rauf und wieder runter. So. Jetzt.
Die Kinder pflücken Blumen und ich kann durchatmen.
10Min später sind auch Oma und Opa da und wir können alles ins Auto sortieren und endlich losfahren.

Wer jetzt denkt: Haha, hätte ich mir ja denken können. Oder: Haha, war ja klar!
Fuck you! Mach's erstmal besser!
Mutter zu sein ist nicht einfach. Klar. Aber irgendwie macht es ja auch Spaß!

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