Um 14:15 klingelte es an der Tür und
Chrissy war da. Ich öffnete die Tür, meine Frisur war
verwurschtelt und das T-Shirt voller Spuckflecken passte zur
schlumpigen Jogginghose.
Sie betrat eine ordentliche Wohnung, wo
hier und da etwas Spielzeug verteilt lag und eine gewisse
Kinderanwesenheit anmerken lies. Auch das Spucktuch auf dem Sofa und
die Nuckelflasche auf dem Tisch, umgeben von diversen
Fernbedienungen, Telefonen, Zeitschriften und Taschentuchpackungen
schufen eine Atmosphäre, die von den Sorgen einer gestressten Mutter
erzählte, die es nicht geschafft hatte, Ordnung zu schaffen, bevor
der Besuch eintraf.
Denkt ihr! Was ihr nicht wisst:
Nach einer Nacht, in der ich etwa 5 mal
von einem herumquirlenden Krabbelwurm neben mir geweckt wurde, der ab
und zu was trinken wollte und ansonsten Beschäftigung suchte, war
ich morgens um 8 noch ziemlich knartschig, als Baby beschloss, wach
zu bleiben.
Sie angelte nach meinem Buch, was auf
der Ablage über ihr lag und das dann auch direkt auf sie drauf fiel.
„ÜüüüÄÄÄÄÄäääh!!“
Wach.
Ich ging Duschen, sie war unzufrieden.
Normalerweise spielt sie in der Zeit noch etwas im Bett. Wir spielten
auf dem Wickeltisch wieder ein Geschicklichkeitsspiel in dem es darum
ging, dem windenden Wurm eine Windel umzuwurschteln. Diesmal alles
ein wenig mit Zeitdruck, da wir mit der Oma auf den Markt gehen
wollten. Kurz vor 11 verließen wir das Haus, ich hatte noch schnell
einen Sack mit Altglas gepackt, und liefen die Treppen runter. Unten
merkte ich, dass auch etwas an mir runter lief, denn irgendwas in dem
Altglas war nicht leer gewesen. Geruchsmäßig stellte sich heraus,
dass es Gott sei dank nicht die Flasche Rum war, sondern verdammte
Axt: ein Breiglas in dem sich noch etwas Wasser vom Ausspülen
befand. So roch ich zumindest nicht nach Alki sondern einfach nur ein
wenig nach Mülltonne.
Als wir wiederkamen roch die Wohnung
auch nicht mehr gut, denn der Kater hatte die ruhige Zeit für ein
ausgewachsenes Geschäft in seiner Box genutzt. Mimi quengelte, denn
sie hatte gerade geschlafen, als wir wieder zu Hause ankamen. Und auf
dem Weg ins Kinderzimmer entdeckte ich noch zwei Kotzflecken
inklusive Haarknäuel. Während ich Baby ins Bett legte und auf ein
verlängertes Schläfchen hoffte, hoffte der Kater nicht erwischt zu
werden, während er am Zugband der Jalousie nagte. Wurde er, denn ich
hörte das Schmatzen hinter mir.
„Schimpfundzeter!“ zum Glück
verstand Mimi meine Wortwahl nicht.
Dafür machte sie die Augen kurz zu und
ich nutzte die Zeit um die Katzenkotze wegzuwischen und das Katzenklo
zu säubern. Entdeckte dabei den riesigen Wäschehaufen, den ich
gestern aus dem Wäschekorb gepult hatte um ihn zu waschen und schob
ihn in die Küche.
Die Hälfte stopfte ich in die
Waschmaschine, dann musste ich die Wäsche vom Wäscheständer auf
dem Balkon abnehmen, damit auch wieder Platz zum Trocknen ist. Diese
schaffte es aber nur in den Wäschekorb, denn Baby blubberte im
Bettchen und wollte nicht mehr schlafen. Ich nahm sie mit in die
Küche, denn ich wollte das Gemüse putzen, das ich auf dem Markt
gekauft hatte. Wusch Zucchini und Möhren und probierte letztere.
Mmmmh, sind die gut, vom Markt! Mimi wollte auch mal an einer Möhre
nuckeln. Ich beschloss, ihr Brei zu kochen! Hätte ich lassen sollen.
Ich schnitt Zucchini und Möhren klein,
um beides zu dünsten und nebenbei kochte ich eine Kartoffel. Die
Möhren kochte ich im Topf, die Zucchini dünstete ich in der
Mikrowelle. Der Plan war jedoch so, dass ich das Gemüse einfrieren
wollte. Für das Mittagsmahl nahm ich ein paar fertige Würfel
Fenchel, Möhre und Zucchini aus dem TK-Fach. Wie ihr ja wisst, hatte
sie die letzten Male meinen selbstgekochten Brei verschmäht. Aber
ich hatte eine neue Idee: wenn ich die Kartoffel durch ein Sieb
streiche, ist sie vielleicht von der Konsistenz freundlicher zu
Mimi's Mund.
Ich richtete also ein Chaos an
Breigeschmaule in der Küche an, nur mit dem Ergebnis, dass sie mal
wieder versuchte, ihren Mund um den darin enthaltenen Brei zu
entfernen.
„U – Ahhh! Chcchhhrrr. “
Würde sie ihren Mund umkrempeln
können, hätte sie es getan.
Gefrustet wärmte ich ein Glas
Gemüsenudeln auf. Ein Teil davon landete später auf meinem Shirt.
Schon 13:00! ARGH.
Baby ins Schlafzimmer, ins Gitterbett.
Stellte fest, dass die Möhren noch immer kochten, aber kein Wasser
mehr hatten, was sie zum Anlass nahmen, anzubrennen. ARHG! Die
Mikrowelle geht ja zum Glück irgendwann aus. Also kippte ich die
Möhren in den Müll und stellte die Zucchini in den Kühlschrank
weil ich gerade absolut keine Lust mehr zum Brei herstellen hatte.
Bett gemacht, gewaschene Wäsche auf
das Bett, nasse Wäsche auf den Wäscheständer, ungewaschene Wäsche,
die noch immer auf dem Küchenboden lag, in die Maschine. So.
Geschirrchaos in die
Geschirrspülmaschine und diese angeschaltet. Dann wieder mit Baby
beschäftigt. Ich setzte sie auf den Flur, während ich dort Dinge
wegräumte, denn da lag auch noch diverser Krempel. Zur Beschäftigung
stellte ich eine bunte Dose Sonnenspray auf den Boden, die sie dann
durch die Küche jagte. Aber dann blieb Mimi unterm Stuhl stecken,
denn ein Arm war links vom Stuhlbein, der Rest des Körpers rechts
davon und die Dose in unerreichbarer Ferne.
„Wääägaaaaa!“
Gut. Baby geschnappt, kleine Hände
gespült, die dort Flusen gefunden hatten. Dose wieder auf den Flur
und Baby davor. Weiter gings mit aufräumen. Auf dem Fußboden im
Wohnzimmer war noch ein neuer Fleck Babybrei zwischen dem Spielzeug,
der aufs Wegwischen wartete.
Inzwischen quengelte Baby Mimi
dauerhaft, was für mich das Zeichen war, dass sich möglicherweise
ein Schläfchen nähert. Also schnappte ich sie und legte sie in ihr
Bettchen, was das Gequengel zum protestierenden Brüllen mutieren
lies.
Ich entblößte meine Brüste und
hängte mich über das Gitter um das Kind in den Schlaf zu stillen.
Ein Mühsames und Rückenschädigendes Unterfangen, was ich mir immer
mal abgewöhnen wollte, aber im Laufe der Zeit immer mehr angewöhnt
hatte. Denn nichts bringt sie schneller in den Schlaf als ein paar
Schluck Muttermilch. Vielleicht schüttet der Mütterliche Körper in
Stresssituationen ein spezielles Hormon aus, was Kindern in den
Schlaf hilft.
Baby zog mir noch ein paar mal an den
Haaren und krallte in meine Ohren, kniff in meinen Hals und trat
gegen meine Arme. Dann erschlaffte sie, die Augen gingen zu und der
Schlaf war da!
Wie in Zeitraffer wetzte ich durch die
Wohnung. Schnappte ein Stück Möhre vom Wohnzimmertisch, stellte
Frühstücksgeschirr in die Küche, sammelte die Dose Sonnenspray
auf, blickte in den Spiegel und kriegte einen Schreck, weil
Strähnenweise die Haare abstanden und nahm mir vor, den Zopf zu
richten bevor es klingelt.
Es klingelte.
Also, lieber Besuch: das was
du siehst, wenn du meine Wohnung betrittst, ist nicht die Realität!
Die findet hier eine Stunde
früher statt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen