Samstag, 19. Juli 2014

Breierlei


Die Zeit vergeht und wir tasteten uns langsam an die Beikost heran. Ohooohooo, großes Thema. Vor allem ein Tabuthema. Wagt es ja nicht, euch mit anderen Muttis über den Start der Beikost zu unterhalten, ihr könnt nur auf Gegenstimmen treffen. Die zwei größten Kontrahenten sind
1. die WHO-Muttis mit ihrer Einstellung volle 6 Monate zu stillen und auf keinen Fall früher mit Brei anzufangen, da der Darm noch nicht vollständig ausgebildet ist. Wie vom WHO empfohlen.
2. die Muttis, die auf den Kinderarzt hören und nach 4 Monaten anfangen mit dem ersten Brei, da der frühe Beikoststart das Allergierisiko mindern soll.
und dann gibt es noch
 3. die Muttis, die sich denken, „ich mach das wie ich denke und was ich im Gefühl hab!“

Bei uns war der Beikoststart auch ein großes Thema, denn jeder, wirklich jeder hatte einen anderen Vorschlag oder eine Geschichte, wie es früher war und super geklappt hat. Die eine Oma hat ihren Kindern schon ab dem 2. Monat Bananenbrei gegeben und alle waren glücklich. Die andere Oma hat einem Kind schon nach ein paar Wochen das erste Gläschen gegeben (im Krankenhaus von den Schwestern empfohlen, Stillen war nicht möglich). Die Hebamme plädierte auf die 6 Monate Stillzeit und die Kinderärztin schlug einen Start nach dem 4. Monat vor.

Also bekam unsere Mimi im 3. Monat das erste mal Bananenbrei zu probieren und nach dem 4. Monat führten wir den Mittagsbrei ein. Zuerst Möhre, davon bekam sie allerdings Blähungen, dann Pastinake und Kürbis. Wobei letzterer der absolute Favorit war! Nach ein paar Wochen wurde das Gemüse dann mit Kartoffel gemischt und von da an, war sie mittags wirklich satt! So wirklich! Noch nicht einmal ein paar Schlucke Muttermilch passten hinterher noch rein.

Um dann aber wieder zum Thema Möhre zurück zu kommen, denn diese kleine Rübe ist ja wirklich in fast jedem Breigemisch drin, probierte ich einen Tipp aus und kaufte Fenchel!
So ein komisches Gemüse hatte ich bisher noch nicht zubereitet und war erstmal etwas ratlos. Schnitt dann aber alles ab was überstand, den Rest in Würfel und dann ins Sieb zum Dünsten. Roch schon etwas merkwürdig, die olle Knolle.
Aber da ich natürlich im Wohnzimmer als Babyunterhalterin die Zeit vergaß und erst von einem leichten Röstaroma aufgeschreckt wurde, wurde der darauf folgende Geruch noch schlimmer. In der Küche stellte ich fest, dass das Wasser im Topf verdunstet war, der Boden angebrannt, der Fenchel geräuchert und das Sieb angeschmolzen. Fenchel wanderte in den Müll, Topf in die Spüle, Sieb in den Geschirrspüler. Aber der Geruch! Dieser grausame Geruch! Stellt euch vor, ihr hättet eine Flasche Ouzo über den Grill gekippt und würdet an den schwelenden Kohlen riechen. Brr. Baby war zum Glück gerade mit einer Eisenbahn beschäftigt und ich konnte die Fenster öffnen, Lufterfrischer versprühen, wie Rumpelstilzchen in der Küche herum springen und mich ärgern, und Herd und Topf putzen. Der schöne Fenchel. Mein schöner Plan...

2 Stunden später hatte sich der schlimmste Geruch verzogen und die Küche roch irgendwie nach Krankenhausflur, in dem gerade der Essenswagen entlang fährt. Seltsam.
Einen Tag später kaufte ich wieder eine Fenchelknolle und bereitete erfolgreich einen gedünsteten, pürierten und passierten Fenchelbrei zu. Yey!
Der dann in Kombination mit Möhre und Kartoffel nicht mehr zu Blähungen führte! Yey!

Abends starteten wir dann mit Vollkornbrei, der so dermaßen lecker war, dass es Baby Mimi nicht schnell genug gehen konnte. Nach dem Löffel schob sie sofort eine Faust in den Mund um daran zu saugen, oder zu tasten, wo der Brei hin hing, wer weiß das schon. Zudem zappelte sie mit Armen und Beinen vor Aufregung! In der Tat, dieser Brei war schon recht lecker. Und da er so lecker war, musste der Fuß auch in den Mund gucken, wo der Brei drin war. Da ich vom Möhrendesaster noch weiße Socken mit orangefarbenen Möhrenflecken hatte, gabs Brei meist Barfuß. Brei an den Händen glitscht so schön und wenn man damit dann die Füße einreibt, die dann beide am Mund herumtollen, sich mit einem Löffel Brei abwechseln, das macht schon Spaß! Der Papa weiß auch, dass er aus dem Weg gehen muss, wenn Baby mit einem Breigesicht anfängt zu niesen. Und ich habe natürlich mehr Wäsche, einen größeren Verbrauch an Küchentüchern und erfolgreiche Fleck-durch-Sonne-bleichen Erfahrungen gesammelt.

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