Donnerstag, 19. Juni 2014

Waldspaziergang


In „der Zeit davor“ waren wir oft wandern. Jedes Wochenende, an dem es nicht regnete oder einer von uns arbeiten musste, waren wir im Harz unterwegs. Wir waren auf so vielen Bergen, an so vielen Talsperren, Seen, Flüssen, Burgen, Felsen und Sümpfen, dass man kaum noch weiß, wo man alles noch nicht war.
Und dann kam das Baby.
Es wurde Frühling und dann Sommer. Ich sah jeden Tag aus dem Fenster, sehnsüchtig zu den Bergen hin und dachte daran, wie schön das ist, dort zu spazieren. Wenn die Sonne warm auf die Nadelbäume scheint, die dann so toll duften. Der Fingerhut und die Brombeerbüsche an den Seiten. Käfer, Vögel, Rehe und was man an Tieren dort alles entdecken kann. Allein das Geräusch der knirschenden Kiesel unter den Schuhen, wenn man sich mal wieder mit Keuchen und Schwitzen einen steilen Berg hoch kämpft.
Aber wir hatten jetzt eine Manduca! Mit dem Kinderwagen in den Harz zu fahren wäre mehr als fatal. Ich sah im Geiste das Rattern des Kinderkopfes im Wagen, während man einen Schotterweg hinabfuhr. Über Wurzeln und Tannenzapfen. Kawumm! Schüttel, schüttel, schüttel.
Ich hatte also die Idee in den Wald zu fahren, Baby in die Manduca zu stopfen und wir würden ganz gemütlich im Sonnenschein den Weg entlang spazieren, Hand in Hand und uns über das schöne Wetter und die Bäume und die Blumen und die Käfer freuen.
Wir packten alles ein, was man so braucht, was in unserem Falle einen großen Rucksack füllte: Windeln, Wickelunterlage, Feuchttücher, Babyjacke, Taschentücher, Wasserflasche, Picknickdecke, Handy und Portmonee, ach und sonst was. Ich war froh, dass mein Mann den Rucksack trug!
Unsere kleine Mimi wurde noch gestillt, dann setzten wir sie in den Kindersitz und fuhren los. Am Parkplatz angekommen war sie schon fast eingedöst. Es war Mittagschlafzeit und ich hatte den Plan vor Augen, dass sie in der Manduca ein Schläfchen macht.
Wir gingen los. Die Sonne schien warm auf uns herab, die Vögel sangen, überall war es grün und Blumen standen zwischen den Büschen am Wegesrand. Mistkäfer krabbelten über den Weg und große haarige Raupen hatten es ebenfalls eilig an ihr uns unbekanntes Ziel zu krabbeln.
Baby Mimi fand alles hochinteressant. Überall gab es was zu gucken, ob man den Kopf nach rechts drehte oder nach links. Doch nach 20 Minuten wurde sie unruhig. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, sie beschäftigte sich mit folgendem Problem: „Ich weiß nicht, ob ich in dieser sitzenden Position schlafen kann.“
Was sich so äußerte:
„ääähäääähääää!“
„Schau mal. so viele Bäume!“
„Määhää!“
„Und die Vögel singen.“
„Uaaahaa!“
„Die Sonne scheint.“
„Gnnnnnäää!“
„Da ist ein Blümchen.“
„Gäääähää!“
„Der Papa ist auch da.“
„äähäääaaaahhaaa * gähn *“
Was sich über einen längeren Zeitraum hinzog und sich potentiell zu Wegstrecke und Dauer auch in der Lautstärke steigerte.
Bis es uns zu blöd wurde und wir umdrehten. Ich kam auf die Idee einen Manducaträger abzuschnallen, wodurch sich Babys Position in Richtung Brust verändern lassen konnte, was uns Augenblicklich Ruhe brachte.
„GÄÄÄHÄÄÄ--- * gnub* …..“
Den Rest des Weges zurück zum Parkplatz hatten wir Ruhe und konnten das Rauschen der Bäume und das Singen der Vögel genießen. Hand in Hand zog mein Mann mich voran. Mit letzter Kraft kam ich am Auto an. Nehmt am besten einen Rucksack, füllt ihn mit 7kg Sand und tragt ihn vor dem Bauch. Dann wisst ihr, warum. Länger hätte unsere erste gemeinsame Wanderung nicht sein dürfen.
Aber ich konnte mal wieder den Wald riechen!
Am Auto war Baby natürlich wieder wach. Wir beschlossen noch einen leckeren Kaffee trinken zu gehen, in einem mehr oder weniger beliebten Schnellrestaurant. Dort bekam Mimi ein kleines Papierfähnchen geschenkt mit dem sie sich die Zeit vertrieb bis wir ausgetrunken hatten. Papierfähnchen sehen toll aus, lassen sich am Stiel festhalten und man kann versuchen, das Bild mit dem Mund zu fangen. Was gar nicht so einfach ist. Wenn man das dann geschafft hat, probiert man beide Seiten, ob sie unterschiedlich schmecken und beginnt dann mit der Vernichtung des Fähnchens. Papier macht beim Zerreißen lustige Geräusche und Papierstückchen können ebenfalls nochmal probiert werden, ob sie nun anders schmecken.
Zu Hause wurde aber erstmal geschlafen! So viel Neues gesehen, gehört und gerochen von der Welt!

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