In „der Zeit davor“ waren wir oft
wandern. Jedes Wochenende, an dem es nicht regnete oder einer von uns
arbeiten musste, waren wir im Harz unterwegs. Wir waren auf so vielen
Bergen, an so vielen Talsperren, Seen, Flüssen, Burgen, Felsen und
Sümpfen, dass man kaum noch weiß, wo man alles noch nicht war.
Und dann kam das Baby.
Es wurde Frühling und dann Sommer. Ich
sah jeden Tag aus dem Fenster, sehnsüchtig zu den Bergen hin und
dachte daran, wie schön das ist, dort zu spazieren. Wenn die Sonne
warm auf die Nadelbäume scheint, die dann so toll duften. Der
Fingerhut und die Brombeerbüsche an den Seiten. Käfer, Vögel, Rehe
und was man an Tieren dort alles entdecken kann. Allein das Geräusch
der knirschenden Kiesel unter den Schuhen, wenn man sich mal wieder
mit Keuchen und Schwitzen einen steilen Berg hoch kämpft.
Aber wir hatten jetzt eine Manduca! Mit
dem Kinderwagen in den Harz zu fahren wäre mehr als fatal. Ich sah
im Geiste das Rattern des Kinderkopfes im Wagen, während man einen
Schotterweg hinabfuhr. Über Wurzeln und Tannenzapfen. Kawumm!
Schüttel, schüttel, schüttel.
Ich hatte also die Idee in den Wald zu
fahren, Baby in die Manduca zu stopfen und wir würden ganz gemütlich
im Sonnenschein den Weg entlang spazieren, Hand in Hand und uns über
das schöne Wetter und die Bäume und die Blumen und die Käfer
freuen.
Wir packten alles ein, was man so
braucht, was in unserem Falle einen großen Rucksack füllte:
Windeln, Wickelunterlage, Feuchttücher, Babyjacke, Taschentücher,
Wasserflasche, Picknickdecke, Handy und Portmonee, ach und sonst was.
Ich war froh, dass mein Mann den Rucksack trug!
Unsere kleine Mimi wurde noch gestillt,
dann setzten wir sie in den Kindersitz und fuhren los. Am Parkplatz
angekommen war sie schon fast eingedöst. Es war Mittagschlafzeit und
ich hatte den Plan vor Augen, dass sie in der Manduca ein Schläfchen
macht.
Wir gingen los. Die Sonne schien warm
auf uns herab, die Vögel sangen, überall war es grün und Blumen
standen zwischen den Büschen am Wegesrand. Mistkäfer krabbelten
über den Weg und große haarige Raupen hatten es ebenfalls eilig an
ihr uns unbekanntes Ziel zu krabbeln.
Baby Mimi fand alles hochinteressant.
Überall gab es was zu gucken, ob man den Kopf nach rechts drehte
oder nach links. Doch nach 20 Minuten wurde sie unruhig. Was ich zu
dem Zeitpunkt noch nicht wusste, sie beschäftigte sich mit folgendem
Problem: „Ich weiß nicht, ob ich in dieser sitzenden Position
schlafen kann.“
Was sich so äußerte:
„ääähäääähääää!“
„Schau mal. so viele Bäume!“
„Määhää!“
„Und die Vögel singen.“
„Uaaahaa!“
„Die Sonne scheint.“
„Gnnnnnäää!“
„Da ist ein Blümchen.“
„Gäääähää!“
„Der Papa ist auch da.“
„äähäääaaaahhaaa * gähn *“
Was sich über einen längeren Zeitraum
hinzog und sich potentiell zu Wegstrecke und Dauer auch in der
Lautstärke steigerte.
Bis es uns zu blöd wurde und wir
umdrehten. Ich kam auf die Idee einen Manducaträger abzuschnallen,
wodurch sich Babys Position in Richtung Brust verändern lassen
konnte, was uns Augenblicklich Ruhe brachte.
„GÄÄÄHÄÄÄ--- * gnub* …..“
Den Rest des Weges zurück zum
Parkplatz hatten wir Ruhe und konnten das Rauschen der Bäume und das
Singen der Vögel genießen. Hand in Hand zog mein Mann mich voran.
Mit letzter Kraft kam ich am Auto an. Nehmt am besten einen Rucksack,
füllt ihn mit 7kg Sand und tragt ihn vor dem Bauch. Dann wisst ihr,
warum. Länger hätte unsere erste gemeinsame Wanderung nicht sein
dürfen.
Aber ich konnte mal wieder den Wald
riechen!
Am Auto war Baby natürlich wieder
wach. Wir beschlossen noch einen leckeren Kaffee trinken zu gehen, in
einem mehr oder weniger beliebten Schnellrestaurant. Dort bekam Mimi
ein kleines Papierfähnchen geschenkt mit dem sie sich die Zeit
vertrieb bis wir ausgetrunken hatten. Papierfähnchen sehen toll aus,
lassen sich am Stiel festhalten und man kann versuchen, das Bild mit
dem Mund zu fangen. Was gar nicht so einfach ist. Wenn man das dann
geschafft hat, probiert man beide Seiten, ob sie unterschiedlich
schmecken und beginnt dann mit der Vernichtung des Fähnchens. Papier
macht beim Zerreißen lustige Geräusche und Papierstückchen können
ebenfalls nochmal probiert werden, ob sie nun anders schmecken.
Zu Hause wurde aber erstmal geschlafen!
So viel Neues gesehen, gehört und gerochen von der Welt!
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