Mittwoch, 7. Dezember 2016

Weihnachten wie es früher war

Was ist Weihnachten früher gewesen? Ich erinnere mich an die lange Vorfreude, die für Kinder ja anfängt, sobald die Mama den Adventskalender an die Wand gehängt hat. Manche Jahre gab es einen besonderen Kalender, dann hingen am Kabel der Wohnzimmerlampe, das sich an der Decke entlangzog, kleine Päckchen. Bunt verpackt und jeden Tag geheimnisvoll.
Das Wohnzimmer gemütlich warm und sanft beleuchtet. Ein goldener Flitterstern hing an der Decke und spiegelte das Licht der Lampen. Wenn Papa nach Hause kam, war es schon dunkel draußen. Im Kinderzimmerfenster hing eine Winterlandschaft, ein Fensterbild auf dem bunte Vögel, Eichhörnchen und Kinderbilder nach Lust und Laune verklebt werden konnten. So etwas konnte man sich stundenlang ansehen und immer wieder etwas Neues entdecken.

Dann war der große Tag da. Weihnachten war anders. Der Tag leuchtete in einem frischeren Licht, die Stimmung war ganz feierlich und es roch anders. Nach Tanne, Zimt und Kerzen. Man war aufgeregt. Schon ein paar Tage früher hatte Papa den Tannenbaum gekauft, seit dem wartete er auf dem Balkon. Und nach dem Mittagessen war es dann soweit. Der große Esstisch musste ins Kinderzimmer, damit genug Platz war. Mama kramte im großen Wandschrank nach dem Karton mit den Weihnachtskugeln. Papa schnitt das Netz des Baumes auf und stellte ihn in den Baumständer. Sofort roch es im Wohnzimmer nach Baum. Feierlich packten wir mit geheimen Wiedererkennen die schönen Glaskugeln aus und hingen sie vorsichtig an die Tanne. Viele bunte Kugeln, mit Glitzer, in denen man sich spiegelte. Dann das schwere, silberne Lametta. Jedes Jahr wurde es wieder vorsichtig eingepackt, damit sich die langen Bändchen nicht verknoten. Wenn ein Stück hinunter fiel, konnte man es zwischen den Fingern zu einer kleinen Kugel drehen. Es folgte die silberne Girlande, die wellenförmig auf den Zweigen auf lag und dann die silberne Spitze, die Papa auf die Spitze setzte. Dann standen alle um den Baum und Papa schaltete die lichter an. War das schön! Meist half ich noch beim Zubereiten des Kartoffelsalates für den Abend. Was kleingeschnitten wurde, durfte in die große Schüssel und wurde dann umgerührt. Kartoffelsalat, selbstgemacht, selbst das war etwas besonderes.

Zum Kaffee gab es Spekulatius, Kokosmakronen, Plätzchen mit Zuckerguß und Kakao. Meist lief auch ein schöner Weihnachtsfilm im Fernsehen. Winterliche Märchen mit Prinzessinnen. Der Adventskranz wurde angezündet und alle vier Kerzen brannten.
Irgendwann musste ich dann in mein Zimmer und aufräumen. Ich lief ein paar Kreise, war dann aber artig und sortierte irgendetwas. Ein Glöckchen klingelte und ich durfte wieder ins Wohnzimmer kommen. Unter dem Weihnachtsbaum lagen viele, buntverpackte Päckchen. Egal ob es eine Puppe war oder ein hübsches Kleidchen, es war immer besonders aufregend. Das glitzernde Geschenkband war eine Kette, die Schneemänner auf dem Papier waren hübsch anzusehen und unter dem leuchtenden Baum war es heimelig und duftend.
Als nächstes wurden in der Küche Bouletten gebraten und Würstchen heiß gemacht, und was ganz aufregend war: man aß am langen Wohnzimmertisch und saß auf dem Sofa. Das gab es das ganze Jahr nicht, denn sonst saß man am Esstisch. Würstchen mit Ketchup, denn Senf war zu scharf. Und alle freuten sich, einfach so und es war schön.

Vieles änderte sich, die Jahre vergingen. Erst zu dritt, dann zu viert, dann zog ich aus und schlief an Weihnachten wieder zu Hause unterm Weihnachtsbaum um nicht allein zu sein.

Heute habe ich selber Kinder die sich bald auf Weihnachten freuen. Einer schon mehr als der andere, der dieses Jahr viel lieber schläft und ein Fläschchen trinkt. Langsam werden auch in unserer Wohnung Kindererinnerungen gebildet, an rote Christbaumkugeln, Lichterketten und Kerzenschein. Besuch der Großeltern und Geschenke, Rosenkohl, den man nicht mag und viel zu frühes zu Bett gehen, wenn alle noch sitzen und erzählen. Von damals, wo Weihnachten war und von heute. Und es ist schön.

1 Kommentar:

  1. *heul*
    ja, es war toll. Weihnachten mit Kinder ist einfach unvergleichlich

    AntwortenLöschen