Was ist Weihnachten früher gewesen?
Ich erinnere mich an die lange Vorfreude, die für Kinder ja anfängt,
sobald die Mama den Adventskalender an die Wand gehängt hat. Manche
Jahre gab es einen besonderen Kalender, dann hingen am Kabel der
Wohnzimmerlampe, das sich an der Decke entlangzog, kleine Päckchen.
Bunt verpackt und jeden Tag geheimnisvoll.
Das Wohnzimmer gemütlich warm und
sanft beleuchtet. Ein goldener Flitterstern hing an der Decke und
spiegelte das Licht der Lampen. Wenn Papa nach Hause kam, war es
schon dunkel draußen. Im Kinderzimmerfenster hing eine
Winterlandschaft, ein Fensterbild auf dem bunte Vögel, Eichhörnchen
und Kinderbilder nach Lust und Laune verklebt werden konnten. So
etwas konnte man sich stundenlang ansehen und immer wieder etwas
Neues entdecken.
Dann war der große Tag da. Weihnachten
war anders. Der Tag leuchtete in einem frischeren Licht, die Stimmung
war ganz feierlich und es roch anders. Nach Tanne, Zimt und Kerzen.
Man war aufgeregt. Schon ein paar Tage früher hatte Papa den
Tannenbaum gekauft, seit dem wartete er auf dem Balkon. Und nach dem
Mittagessen war es dann soweit. Der große Esstisch musste ins
Kinderzimmer, damit genug Platz war. Mama kramte im großen
Wandschrank nach dem Karton mit den Weihnachtskugeln. Papa schnitt
das Netz des Baumes auf und stellte ihn in den Baumständer. Sofort
roch es im Wohnzimmer nach Baum. Feierlich packten wir mit geheimen
Wiedererkennen die schönen Glaskugeln aus und hingen sie vorsichtig
an die Tanne. Viele bunte Kugeln, mit Glitzer, in denen man sich
spiegelte. Dann das schwere, silberne Lametta. Jedes Jahr wurde es
wieder vorsichtig eingepackt, damit sich die langen Bändchen nicht
verknoten. Wenn ein Stück hinunter fiel, konnte man es zwischen den
Fingern zu einer kleinen Kugel drehen. Es folgte die silberne
Girlande, die wellenförmig auf den Zweigen auf lag und dann die
silberne Spitze, die Papa auf die Spitze setzte. Dann standen alle um
den Baum und Papa schaltete die lichter an. War das schön! Meist
half ich noch beim Zubereiten des Kartoffelsalates für den Abend.
Was kleingeschnitten wurde, durfte in die große Schüssel und wurde
dann umgerührt. Kartoffelsalat, selbstgemacht, selbst das war etwas
besonderes.
Zum Kaffee gab es Spekulatius,
Kokosmakronen, Plätzchen mit Zuckerguß und Kakao. Meist lief auch
ein schöner Weihnachtsfilm im Fernsehen. Winterliche Märchen mit
Prinzessinnen. Der Adventskranz wurde angezündet und alle vier
Kerzen brannten.
Irgendwann musste ich dann in mein
Zimmer und aufräumen. Ich lief ein paar Kreise, war dann aber artig
und sortierte irgendetwas. Ein Glöckchen klingelte und ich durfte
wieder ins Wohnzimmer kommen. Unter dem Weihnachtsbaum lagen viele,
buntverpackte Päckchen. Egal ob es eine Puppe war oder ein hübsches
Kleidchen, es war immer besonders aufregend. Das glitzernde
Geschenkband war eine Kette, die Schneemänner auf dem Papier waren
hübsch anzusehen und unter dem leuchtenden Baum war es heimelig und
duftend.
Als nächstes wurden in der Küche
Bouletten gebraten und Würstchen heiß gemacht, und was ganz
aufregend war: man aß am langen Wohnzimmertisch und saß auf dem
Sofa. Das gab es das ganze Jahr nicht, denn sonst saß man am
Esstisch. Würstchen mit Ketchup, denn Senf war zu scharf. Und alle
freuten sich, einfach so und es war schön.
Vieles änderte sich, die Jahre
vergingen. Erst zu dritt, dann zu viert, dann zog ich aus und schlief
an Weihnachten wieder zu Hause unterm Weihnachtsbaum um nicht allein
zu sein.
Heute habe ich selber Kinder die sich
bald auf Weihnachten freuen. Einer schon mehr als der andere, der
dieses Jahr viel lieber schläft und ein Fläschchen trinkt. Langsam
werden auch in unserer Wohnung Kindererinnerungen gebildet, an rote
Christbaumkugeln, Lichterketten und Kerzenschein. Besuch der
Großeltern und Geschenke, Rosenkohl, den man nicht mag und viel zu
frühes zu Bett gehen, wenn alle noch sitzen und erzählen. Von
damals, wo Weihnachten war und von heute. Und es ist schön.
*heul*
AntwortenLöschenja, es war toll. Weihnachten mit Kinder ist einfach unvergleichlich