Sonntag, 27. Juli 2014

Besuch aus der großen Stadt


Montag war es, schönes Wetter, warm und angenehm und meine Freundin Chrissy kündigte sich an uns besuchen zu kommen. Sie wohnte in der nächsten großen Stadt und kam gerne mal wieder ins Harzer Vorland um die Ruhe hier zu genießen.
„Nur Rentner und Touristen und Rentnertouristen!“ schimpfte sie, nachdem sie den ersten Rundgang durch die City getan hatte. Naja. Ferienzeit, ist halt normal. Als Einwohner fällt einem das schon nicht mehr auf. Alles was jung ist, kratzt die Kurve ans Meer und alles was Meer vor der Haustür hat, will in die Berge. Da so meist die älteren Menschen denken, haben wir hier halt viele ältere Dänen, Niederländer und Schleswig-Holsteiner zu Besuch.

Baby Mimi machte gerade ihren zweiten Mittagsschlaf, als Chrissy ankam. Wir nutzten die ruhige Stunde und führten endlose Gespräche über Dinge, die mal getratscht werden mussten. Doch die Zeit rann und wir verspürten langsam einen ungnädigen Durst auf einen frischen, heißen Latte Macchiato. 15:10 zeigte die Uhr, nachdem ich zum dritten Mal ins Kinderzimmer guckte, ob Baby nun endlich mal wach wäre. Aber der Schlummer war noch tief. Da unser Kaffeedurst jedoch größer war, packten wir alle Sachen zusammen, die mit in die City mussten und ich weckte Mimi damit wir los starten konnten. Glücklicherweise wurde das mit einem freundlichen Lächeln quittiert und nicht mit lautem Gebrüll. Also war der Schlaf lang genug.
Unterwegs fiel mir ein, was ich vergessen hatte! Baby zu wickeln! Grah! Sie trug noch immer die Windel vom Morgen. An einer Parkbank schlug ich eine Wickelpause vor, da war ein Papierkorb und gerade kein Mensch in Sicht. Ich hätte natürlich auch bis dm warten können, da wäre ein Wickeltisch gewesen. Aber ratz-fatz, Hose runter, Windel weg, ab in die Tonne...
„Dein Baby pinkelt gerad in den Kinderwagen...“
Waaah! Und grinste mich an.
Wär ich mal zu dm gegangen...Also stopfte ich das komplette Kinderwageninlet in eine Tasche und polsterte es stattdessen mit einer Fleecedecke aus, die ich zufällig zum Glück noch unterm Kinderwagen mit herum fuhr. Keine Panik, man ist ja erfinderisch. Weiter gings.
Wir kamen am Cafe' an und fanden einen schönen Tisch, bestellten Eis und unseren lang erwarteten Latte Macchiato. Baby Mimi guckte interessiert aus dem Kinderwagen heraus und bekam ein Fläschchen.
„....nnnnnng!!!“
„Was macht sie denn jetzt für Geräusche?“
„Sie kackt!“
Jetzt hatten wir doch noch einen Grund, den Wickeltisch bei dm mal auszuprobieren. Aber erstmal aßen wir unser Eis auf. Baby wurde es zu langweilig, sie wollte raus. Also nahm ich sie auf den Schoß und sofort zuckte der Kopf in alle Richtungen zu jedem Nebentisch auf der Suche nach Aufmerksamkeit! Wo würde sie einen netten Menschen sehen, der sie anlachen würde?
Aha. Gegenüber saß eine Truppe Rentnertouristen.
„Ach, schau mal wie niedlich!“
Stolze Mami. Natürlich ist sie niedlich, in ihrem pinkfarbenen Body mit Aufschrift „Der Teufel trägt Pampers“. Und der dazu passenden pinkfarbenen Hose.
„Ist das ein Mädchen oder ein Junge?“
Können die das jetzt in ihrem Alter nicht mehr erkennen, ob das Kind komplett pink oder blau angezogen ist?
„Ein Mädchen.“
„ooh, wie süß. Wie alt? 6 Monate?“
„5-einhalb.“
„aaach, wie süß.“ Und Baby Mimi lacht in die frohe Runde. Aber der Klops in der Hose lachte inzwischen auch und wir mussten los.
Bei dm entschieden wir spontan Schwimmwindeln zu kaufen und am nächsten Tag schwimmen zu gehen. Das Wickeln war wirklich sehr angenehm dort, obwohl dort merkwürdige Bio-Windeln lagen, die wir noch nicht ausprobiert hatten.
Wieder draußen machten wir eine Brei-Pause, denn jetzt hatte Mimi auch Hunger und wollte ihren Nachmittäglichen Obstbrei haben.
„Ach, guck mal, wie süß!“ riefen zwei Nordic-Walkende Rentnertouristinnen mit Rucksack und Stöckelstöcken im Vorbeistapfen.
Wir brauchten noch einen Badeanzug. Auf zum shoppen! Baby lies alles freundlich über sich ergehen und auch die folgende Stunde Kaufhausgelaufe störte sie nicht. Sie kicherte sogar im Kindermodengeschäft mit Chrissy herum, während ich an der Kasse stand und den ultimativen, supersüßen Babybadeanzug in turkis mit kleinen Blümchen, reduziert auf nur 5€, erwarb!

Um 18:00 waren wir, ziemlich geschafft, wieder zu Hause. Während ich alles auspackte, eine Waschmaschine anwarf und Wasser für den Babybrei kochte, spielten Chrissy und Mimi im Wohnzimmer auf dem Boden. Herrlich!
Und Morgen würde auch wieder ein interessanter Tag werden.

Samstag, 19. Juli 2014

Breierlei


Die Zeit vergeht und wir tasteten uns langsam an die Beikost heran. Ohooohooo, großes Thema. Vor allem ein Tabuthema. Wagt es ja nicht, euch mit anderen Muttis über den Start der Beikost zu unterhalten, ihr könnt nur auf Gegenstimmen treffen. Die zwei größten Kontrahenten sind
1. die WHO-Muttis mit ihrer Einstellung volle 6 Monate zu stillen und auf keinen Fall früher mit Brei anzufangen, da der Darm noch nicht vollständig ausgebildet ist. Wie vom WHO empfohlen.
2. die Muttis, die auf den Kinderarzt hören und nach 4 Monaten anfangen mit dem ersten Brei, da der frühe Beikoststart das Allergierisiko mindern soll.
und dann gibt es noch
 3. die Muttis, die sich denken, „ich mach das wie ich denke und was ich im Gefühl hab!“

Bei uns war der Beikoststart auch ein großes Thema, denn jeder, wirklich jeder hatte einen anderen Vorschlag oder eine Geschichte, wie es früher war und super geklappt hat. Die eine Oma hat ihren Kindern schon ab dem 2. Monat Bananenbrei gegeben und alle waren glücklich. Die andere Oma hat einem Kind schon nach ein paar Wochen das erste Gläschen gegeben (im Krankenhaus von den Schwestern empfohlen, Stillen war nicht möglich). Die Hebamme plädierte auf die 6 Monate Stillzeit und die Kinderärztin schlug einen Start nach dem 4. Monat vor.

Also bekam unsere Mimi im 3. Monat das erste mal Bananenbrei zu probieren und nach dem 4. Monat führten wir den Mittagsbrei ein. Zuerst Möhre, davon bekam sie allerdings Blähungen, dann Pastinake und Kürbis. Wobei letzterer der absolute Favorit war! Nach ein paar Wochen wurde das Gemüse dann mit Kartoffel gemischt und von da an, war sie mittags wirklich satt! So wirklich! Noch nicht einmal ein paar Schlucke Muttermilch passten hinterher noch rein.

Um dann aber wieder zum Thema Möhre zurück zu kommen, denn diese kleine Rübe ist ja wirklich in fast jedem Breigemisch drin, probierte ich einen Tipp aus und kaufte Fenchel!
So ein komisches Gemüse hatte ich bisher noch nicht zubereitet und war erstmal etwas ratlos. Schnitt dann aber alles ab was überstand, den Rest in Würfel und dann ins Sieb zum Dünsten. Roch schon etwas merkwürdig, die olle Knolle.
Aber da ich natürlich im Wohnzimmer als Babyunterhalterin die Zeit vergaß und erst von einem leichten Röstaroma aufgeschreckt wurde, wurde der darauf folgende Geruch noch schlimmer. In der Küche stellte ich fest, dass das Wasser im Topf verdunstet war, der Boden angebrannt, der Fenchel geräuchert und das Sieb angeschmolzen. Fenchel wanderte in den Müll, Topf in die Spüle, Sieb in den Geschirrspüler. Aber der Geruch! Dieser grausame Geruch! Stellt euch vor, ihr hättet eine Flasche Ouzo über den Grill gekippt und würdet an den schwelenden Kohlen riechen. Brr. Baby war zum Glück gerade mit einer Eisenbahn beschäftigt und ich konnte die Fenster öffnen, Lufterfrischer versprühen, wie Rumpelstilzchen in der Küche herum springen und mich ärgern, und Herd und Topf putzen. Der schöne Fenchel. Mein schöner Plan...

2 Stunden später hatte sich der schlimmste Geruch verzogen und die Küche roch irgendwie nach Krankenhausflur, in dem gerade der Essenswagen entlang fährt. Seltsam.
Einen Tag später kaufte ich wieder eine Fenchelknolle und bereitete erfolgreich einen gedünsteten, pürierten und passierten Fenchelbrei zu. Yey!
Der dann in Kombination mit Möhre und Kartoffel nicht mehr zu Blähungen führte! Yey!

Abends starteten wir dann mit Vollkornbrei, der so dermaßen lecker war, dass es Baby Mimi nicht schnell genug gehen konnte. Nach dem Löffel schob sie sofort eine Faust in den Mund um daran zu saugen, oder zu tasten, wo der Brei hin hing, wer weiß das schon. Zudem zappelte sie mit Armen und Beinen vor Aufregung! In der Tat, dieser Brei war schon recht lecker. Und da er so lecker war, musste der Fuß auch in den Mund gucken, wo der Brei drin war. Da ich vom Möhrendesaster noch weiße Socken mit orangefarbenen Möhrenflecken hatte, gabs Brei meist Barfuß. Brei an den Händen glitscht so schön und wenn man damit dann die Füße einreibt, die dann beide am Mund herumtollen, sich mit einem Löffel Brei abwechseln, das macht schon Spaß! Der Papa weiß auch, dass er aus dem Weg gehen muss, wenn Baby mit einem Breigesicht anfängt zu niesen. Und ich habe natürlich mehr Wäsche, einen größeren Verbrauch an Küchentüchern und erfolgreiche Fleck-durch-Sonne-bleichen Erfahrungen gesammelt.